Diese Woche: Photokina 2018, Sony A9, Canon 6D II

Es ist Sommer und damit wird die Nachrichtenlage etwas ruhiger. Dennoch gibt es im Fotobereich ein paar Neuigkeiten. Darauf will ich kurz eingehen und drei Meldungen kommentieren.

Photokina jährlich

Die Photokina findet ab 2018 jedes Jahr statt. Die Weltleitmesse für Fotografie gibt es seit 1950. Bisher findet sie alle zwei Jahre statt. Die letzte Photokina war im September 2016, die nächste Photokina ist im September 2018. Ab Mai 2019 findet die Messe jedes Jahr im Mai statt. Die Laufzeit wird einen Tag gekürzt und ist künftig von Mittwoch bis Samstag. Man wolle ein kompakteres, intensiveres Messeerlebnis bieten, sagt die Kölnmesse. Der Wandlungsprozess in Richtung “Imaging Unlimited” soll fortgesetzt werden.

Meine Meinung dazu: Naja, muss das sein? Ich fand den 2-Jahres-Rhythmus gut. Die Messe war etwas Besonderes, ein großes Ereignis. Wenn die Photokina nun jedes Jahr stattfindet, dann ist sie nur noch halb so besonders. Außerdem scheint mir das Kernthema Fotografie mehr und mehr zu verwässern. Auf der Photokina 2025 gibt es dann vielleicht jeweils eine Halle für Drohnen, Smart Apps, Computer-Generated Imaging, Content Management und Virtual Reality… während Kameras, Objektive und Printprodukte sich eine kleine Halle am Rand teilen müssen.

Sony A9

Sony hat mit der A9 ein neues Topmodell für das FE-System vorgestellt. (Bisher habe ich das Kleinbild-Mirrorless-System von Sony “A7-System” genannt, aber da es nicht mehr auf den Modellnamen beschränkt ist, werde ich es nun “FE-System” nennen, so wie es auch bei den Objektiven gemacht wird.) Die Sony A9 kommt zwar mit einen Listenpreis von 5300 Euro, aber wenn man bedenkt, dass die Kamera mehr kann als eine Canon 1DX II (6300 Euro) und eine Nikon D5 (6990 Euro), dann scheint der Preis durchaus okay. Die Sony A9 macht 20 Bilder pro Sekunde ohne dass der Sucher dunkel wird, während der Autofokus mit 693 Feldern und 93% Bildfeldabdeckung arbeitet und der Datenpuffer 241 Raw-Bilder aufnimmt. Die Kamera ist also auf Geschwindigkeit und Autofokus optimiert und zielt auf professionelle Sportfotografen.

Meine Meinung dazu: Sony hat mit den verschiedenen A7-Modellen beachtliche Marktanteile bei den Enthusiasten (sprich Canon 5D, Nikon D750) erobert. Mit der Sony A9 zielt man nun auf die Profis (sprich Canon 1DX, Nikon D5). Es scheint, Sony will die beiden Platzhirsche nicht nur einholen sondern gar überholen. Mit den GM-Objektiven bietet Sony inzwischen auch die passenden Optiken dazu. Nur beim Profi-Service hinken sie noch hinterher. Als Kunde gefällt mir das aggressive Auftreten von Sony, da es den Markt in Bewegung bringt und Canon/Nikon zum Handeln zwingt.

Noch ein Wort zum Sony FE-Objektivangebot: Sony hat auch hier aufgeholt und Lücken geschlossen. (Siehe auch meine Übersicht aller FE-Objektive.) Allerdings lag der Schwerpunkt in letzter Zeit eher auf großen/sperrigen Profi-Objektiven. Ich hoffe es kommen auch mal wieder kleine/kompakte Objektive (wie z.B. FE 28/2.0, FE 55/1.8), denn schließlich ist ein wesentlicher Vorteil bei Mirrorless-Kameras doch eigentlich die Kompaktheit. Erfreulich ist, dass immer mehr Dritthersteller auch FE-Objektive anbieten (wie Tokina, Samyang und angeblich bald auch Sigma).

Canon 6D II

Canon hat nach knapp 5 Jahren den Nachfolger der 6D vorgestellt. Die Auflösung steigt von 20 auf 26 Megapixel, die Serienbildrate von 4,5 auf 6,5 Bilder pro Sekunde. Ansonsten ist es praktisch die gleiche Kamera geblieben. Die 6D II sieht exakt genau so aus wie ihr Vorgänger. Der einzige Unterschied ist, dass es nun ein Klappdisplay gibt (mit Touchfunktion). WLAN und GPS wurden auch beibehalten und mit NFC und Bluetooth ergänzt. Statt 9 gibt es nun 45 AF-Felder, aber nach wie vor kein Bedienelement um sie direkt anzuwählen. Ich war ein großer Fan der ersten 6D, habe sie damals nach Erscheinen direkt gekauft und sie sehr gerne knapp drei Jahre genutzt. Die Neue kostet mit einem Listenpreis von 2100 Euro kaum mehr als der Vorgänger.

Meine Meinung dazu: Als Hobbyfotograf/Enthusiast ist mir die 6D lieber als die 5D. Daher denke ich, dass die 6D II eine wichtige Kamera für Canon ist. Sie ist die Kamera um die Nutzer bei Canon zu halten, die noch nicht in die Mirrorless-Welt abgewandert sind. Reicht es dafür aus, nur ein paar Pixel mehr und ein Klappdisplay einzubauen? Innovationen sehen anders aus. Im Prinzip ist die 6D II die gleiche Kamera wie ihr knapp 5 Jahre alter Vorgänger. Die Blitzsynchronzeit liegt immer noch unterhalb 1/200s; es gibt nach wie vor kein Bedienelement um die AF-Felder direkt anzuwählen; die Videofunktion kann kein 4K sondern nur Full-HD. Wer mehr möchte, soll doch bitte die fast doppelt so teure 5D IV kaufen, meint Canon. Damit bleiben sie bei ihrer restriktiven Politik. Das ist weder innovativ noch attraktiv für die Kunden. Dennoch wird sie 6D II vermutlich ein Erfolg werden. Was sollen die Kunden (zumindest die mit einer umfangreichen Canon-Objektivsammlung) auch sonst kaufen, wenn sie eine Kleinbildkamera bis 2500 Euro haben wollen? Fortschritt sieht aber anders aus. Canon bietet nur hier Bewährtes und hält an alten Konzepten fest.

Noch ein Wort zum Canon EF-Objektivangebot: Das wird ja immer als Argument für Canon angeführt und in der Tat wird hier viel Gutes geboten. Das Angebot ist sehr umfangreich und gerade im Telebereich hervorragend, zumindest im oberen Preisbereich. Schaut man aber auf den mittleren Preisbereich und sucht womöglich etwas kompaktere Objektive, dann sieht es eher mau aus. Beispielsweise das EF 28/1.8 und EF 50/1.4 sind völlig veraltet und es ist mir unverständlich, dass hier keine zeitgemäße Lösung geboten wird.

(Das Titelbild zeigt die Sony A9 [links], als ich sie in Zingst ausprobiert habe.)

Sommerliche Grüße und fröhliches Fotografieren!

Gefällt dir dieses neue Format hier im Blog? Gib mir einen Kommentar dazu.

02.07.2017

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