GPS mit der Canon 6D

Eine tolle Eigenschaft der Canon 6D ist das eingebaute GPS-Modul. Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten um GPS-Daten mit den Fotos aufzuzeichnen, aber die beste ist, wenn die Kamera selbst ein GPS-Modul hat. Um diese praktische Funktion der EOS 6D geht es hier.

Die GPS Funktion schaltet man im Kameramenü ein. Im Schulterdisplay der 6D wird dann ein kleines GPS-Symbol angezeigt. Es blinkt, wenn die Kamera auf der Suche nach GPS-Satelliten ist, und es wird konstant angezeigt, wenn die Kamera die Position bestimmt hat. Das GPS-Modul und diese Anzeige sind auch aktiv, wenn die Kamera ausgeschaltet ist. Nur wenn die Funktion im Menü deaktiviert wird, dann geht auch das GPS-Modul aus.

Auf den ersten Blick erscheint es komisch, dass GPS auch noch läuft, wenn die Kamera ausgeschaltet ist. Bei näherer Betrachtung macht das aber durchaus Sinn. Man macht einen Ausflug und fotografiert. Die Kamera zeichnet GPS-Daten mit den Fotos auf. Zwischendurch wird die Kamera ausgeschaltet und in die Tasche gepackt. Nun will man wieder ein Foto machen, nimmt die Kamera aus der Tasche und schaltet sie ein. Gut, dass GPS auch in der Tasche aktiv war, denn so ist die Position direkt bekannt und wird mit dem Foto aufgezeichnet. Sonst müsste man jedesmal erst eine Minute warten, bis der GPS-Chip die anfängliche Ortung durchgeführt und die Position ermittelt hat. Das möchte man bestimmt nicht.

DSCF1089

 

Allerdings stellt sich die Frage nach dem Stromverbrauch, denn der GPS-Chip braucht natürlich etwas Strom. In den letzten zwei Jahren habe ich eine Nikon D700 mit einem Dawntech Mini GPS-Modul benutzt, daher habe ich schon etwas Erfahrung mit dem Thema. Wenn man den ganzen Tag intensiv fotografiert, dann sollte man einen Ersatzakku mitnehmen, denn der erste Akku kann abends leer sein. Grund genug einmal genauer zu schauen, wie sich der Stromverbrauch der Canon 6D gestaltet.

Folgende Werte habe ich ermittelt:

  • 2 Stunden intensives Fotografieren in der Stadt, ca. 170 Fotos,
    draußen bei schlechten GPS-Empfang wegen Häuserschluchten,
    Akku von 100% auf 85%.
  • 2 Stunden lockeres Fotografieren draußen, ca. 30 Fotos,
    draußen bei guten GPS-Empfang,
    Akku von 100% auf 94%.
  • 2 Stunden die Kamera eingeschaltet mit GPS-LOG Funktion liegen gelassen,
    drinnen also ohne GPS-Empfang,
    Akku von 100% auf 97%.
  • 2 Stunden die Kamera ausgeschaltet mit aktivierten GPS liegen gelassen,
    drinnen also ohne GPS-Empfang,
    Akku von 100% auf 98%.
  • 2 Stunden die Kamera eingeschaltet mit aktivierten GPS liegen gelassen,
    draußen mit guten GPS-Empfang,
    Akku von 100% auf 99%.

Insgesamt sind das meiner Meinung nach ziemlich gute Werte. Das GPS-Modul scheint kein Stromfresser zu sein und falls man mal abends vergisst die GPS-Funktion auszuschalten, braucht man nicht direkt befürchten am nächsten Morgen keine Fotos mehr machen zu können, weil der Akku aufgebraucht wurde. Da hat mein altes GPS-Modul an der Nikon doch mehr Strom verbraucht, insbesondere bei schlechten Empfang drinnen. Der Stromverbrauch der Canon 6D ist mit GPS nicht dramatisch höher als ohne. Man braucht sich also nicht weitere Ersatzakkus zulegen nur um die GPS-Funktion zu nutzen. Wenn man die Kamera aber mit aktivierten GPS eine Woche in den Schrank stellt, sollte man sich nicht über einen leeren Akku wundern 😉

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Mein altes GPS-Modul an der Nikon hatte ein nettes Gimmick, die Zahl der gefunden GPS-Satelliten wurde beim (nicht vorhandenen) Kompass in die Nachkommastelle geschrieben. So konnte man ganz gut sehen, wie zuverlässig die Positionsangabe war. Bei der 6D ist das nun etwa anders mit der Anzeige. Auf den ersten Blick sieht man nur im Schulterdisplay, ob es GPS-Empfang gibt oder nicht – ist letzteres der Fall, blinkt das GPS-Symbol. Für eine genauere Info zum GPS-Empfang kann man im Menü unter GPS-Informationsanzeige nachschauen. In der Zeile Satellitenempfang wird dort mit drei kleinen Balken die Empfangsqualität angezeigt. Außerdem gibt es noch eine Anzeige 2D oder 3D. Wenn nicht genügend GPS-Satelliten erfasst wurden, gibt es nur eine 2D Positionsangabe ohne Höhe. Mit mehr Satelliten hat man dann 3D und es wird auch die Höhe erfasst.

Eine praktische Funktion ist die automatische Einstellung der Kamerazeit anhand der GPS-Zeit. Diese funktioniert nur, wenn man 3D GPS-Empfang hat. Mit der automatischen Zeiteinstellung braucht man sich keine Sorgen mehr machen, dass die Kamerauhr einige Minuten nachgeht. Allerdings befreit es einen nicht von der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit, denn die korrekte Zeitzone muss man nach wie vor einstellen.

Wichtig ist auch zu wissen, ob es eine Indoor-Funktion gibt. Die Experten nennen das Last Fix Repeat. Die 6D schreibt die letzte Positionsangabe noch 10 Minuten lang in aufgenommene Fotos, wenn es keinen Empfang mehr gibt. Danach werden die Fotos ohne Positionsangabe aufgezeichnet.

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Außerdem gibt es noch die GPS LOG Funktion. Damit wird die Position zusammen mit der Uhrzeit in regelmäßigen Abständen aufgezeichnet – unabhängig davon, ob man Fotos macht. So eine Track-Datei finde ich persönlich eher uninteressant. Aber es kann Anwendungsfälle geben, wo man sowas braucht – z.B. wenn man noch mit einer zweiten Kamera fotografiert, die kein eigenes GPS-Modul hat. Im Menü der 6D kann man den Aktualisierungsintervall einstellen. In der Standardeinstellung beträgt er 15 Sekunden und ich habe keinen Grund gesehen, dies zu ändern. So lange die GPS LOG Funktion aktiv ist, schreibt die Kamera dann in diesem Intervall Position und Zeit in einen internen Speicher. Man kann ins Menü gehen und diese Daten als Track-Datei auf die Speicherkarte schreiben lassen. Die Kamera erstellt dann eine LOG Datei im NMEA-Format. Diese kann man mit einem passenden Tool in das GPX-Format umwandeln. Die GPX-Datei lässt sich dann im Lightroom Karten-Modul als Track laden und dort kann man die Daten verwenden.

06.01.2013

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9 comments

  • Claus Allweil 07.01.2013   Reply →

    Danke für den super Artikel! Genau das habe ich gesucht 🙂

  • Hallo Her Spülbeck

    ein wirklich super Bericht und fundiert durch das Know-How mit der Dawntech an der Nikon.

    Anmerkungen und Fragen:
    Dawntech hat den Strom Verbrauch durch neue Chips optimiert. Ihr Gerät hatte wohl noch 36-45 mA Verbrauch (1900 mAh / 40mA = 47,5 h). So kommt das neue di-GPS M3-MTK rein rechnerisch mit 20mA Verbrauch auf 95h Dauer-GPS (ohne Fotografieren).

    Solmeta geht einen andern weg der ziemlich schlau ist. Der Neu Solmeta N3 wird vom Belichtungsmesser der nikon geweckt udn läuft nach abschalten des Belichtungsmessers 3min nach. Danach schläft es und wacht alle 5min für 1min auf, um sich warm zu halten. Nach 3h ohne benutzen geht es in Tiefschlaf. Hier hat Solmeta im Komfort Dawntech überholt. Da könnte wohl die Canon von lernen. Nach x Stunden ohne nutzen abschalten.

    10 Minuten für den LFR (Indoor-Puffer) halte ich für etwas kurz. Canon täte gut daran die Funktion konfigurierbar zu machen.

    Kompass (Blickrichtung) bleibt wohl bei Canon den Nutzern des externen Canon GP-E2 vorbehalten. Bei Nikon sind es die Geräte der Dritthersteller (Dawntech und Solmeta)

    Zuletzt noch die Frage wir auf diesem Artikel eine Passage zitieren dürften um auf den Gesamtartikel zu verlinken? Und ob wir im verlinkenden Artikel (bei uns) Bidler aus Ihrem Artikel mit Quellenangabe verwenden dürfen.

    Danke nochmals für den tollen Bericht! Noch lieber hätte ich die 6D mal zum Testen da 😀

    Viele Grüße
    Sebastian Hofer
    im Namen des gps-camera.eu-Teams

  • Martin 21.02.2013   Reply →

    Hallo Herr Hofer,
    die GPS-Funktion der Canon 6D lässt sich sicher noch verbessern. Da stimme ich zu, Canon kann in diesem Bereich viel von den Drittanbietern lernen, die da noch einiges voraus sind. Interessant auch, welche Funktionen da inzwischen geboten werden wie z.B. konfigurierbarer LFR.
    Viele Grüße, Martin Spülbeck

  • MaWoSch 29.05.2013   Reply →

    Super Bericht, vielen Dank. Ganz besonders gefällt mir die Betrachtung des Stromverbrauchs.
    Noch einen Nachtrag für die Windows Nutzer:
    Um die LOG Datei ins LR taugliche GPX Format umzuwandeln nutze ich GPSBabel.
    Hier gibt es eine Anleitung:
    http://geotagging-blog.de/2013/03/canon-gp-e2-gps-track-fuer-lightroom-konvertieren/

    Gruß Matthias

  • Geggi 07.08.2013   Reply →

    Canon kriegt es bei der 400D auch hin, dass das GPS nur aktiv ist wenn die Kamera angeschaltet ist. Es wäre wirklich wünschenswert ein solches Feature auch für die 6D mit dem nächsten Firmware-Update zu erhalten

    • Martin 08.08.2013   Reply →

      Hm, die 400D hat doch gar kein GPS. Außerdem finde ich es ganz nützlich, dass die Kamera weiter trackt, wenn sie in der Tasche ist. Sonst würde sie zu lange brauchen, bei einem spontanen Foto erst einen Coldfix zumachen. Aber es wäre sicher nicht verkehrt, wenn das konfigurierbar wäre.

  • Geggi 08.08.2013   Reply →

    Sorry. Fehler im obigen Post. Das fehlende Feature gibt es bei der S100. Hatte versehentlich 400D geschrieben, was natürlich Quatsch ist..

  • Alex 27.12.2013   Reply →

    Guter Artikel, hat mir auch weiter geholfen!

    Ich habe mal die Tracking-Funktion genauer durchleuchtet und verglichen und einen Blogartikel dazu geschrieben:
    http://wp.me/pcHGq-IV

    Kurze Frage noch:
    Warum schreibe ich ein Kommentar in hellgrauen Buchstaben auf mittelgrauem Grund und warum ist die Schrift so sehr klein in deinem Blog? Andere habe andere Meinungen, aber mich stört es ein wenig….

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