Fazit: Zwei Jahre mit der Sony A7 R II

Wie die Zeit vergeht… heute vor zwei Jahren, am 06.08.2015 habe ich die Sony A7 R II Kamera gekauft. Was ist mein Fazit nach zwei Jahren Nutzung?

Nun, auch nach zwei Jahren ist die Sony A7 R II immer noch eine Top Kamera und ich benutze sie sehr gerne. Ich vermisse weder meine Canon 6D noch 5D III. Im Gegenteil, ich kann mir gar nicht mehr vorstellen die alten DSLRs zu benutzen. Kein Klappdisplay, kein Augen-AF, kein Live-Histogramm im Sucher… und dann auch noch viel größer und sperriger. Nein, da bin ich mit der Sony A7 R II wirklich sehr zufrieden. Als Ergänzung/Backup nutze ich zusätzlich noch eine Sony A6000 und mit dieser Fotoausrüstung vermisse ich nichts.

Kleiner und handlicher

Die Sony A7 R II ist ein ganzes Stück kleiner als eine DSLR, aber sie ist nicht zu klein. Tatsächlich liegt sie mir gut in der Hand und ich kann die Tasten und Rädchen gut bedienen. Besonders Spaß macht das mit einer handlicher Festbrennweite wie dem Zeiss 55/1.8. Aber auch mit einem Zoom wie dem Zeiss 16-35/4 ist die Kamera gut ausbalanciert. Nur mit einem größeren Zoom macht das keinen Spaß mehr. Unter anderem deshalb nutze ich das Sony 24-240 nicht mehr. Ich würde mir auch nie eins der Sony GM Objektive kaufen, sie sind einfach zu groß und sperrig. Das mag ein Hochzeits- oder Sportfotograf sicher anders sehen. Aber meine Schwerpunkte sind Landschaften, Reisen, Leute und da ist eine handliche Kamera-Objektiv-Kombi eine wichtige und feine Sache.

Haptik und Bedienelemente

Ich finde die Sony A7 R II in der Konfiguration im Auslieferungszustand fast unbrauchbar. Die Kamera hat viele Custom-Buttons und Bedienelemente, die man erst entsprechend belegen muss. Wer die Kamera aus der Verpackung nimmt und losfotografieren will, wird eher ein frustrierendes Benutzererlebnis haben. Wer sich aber einige Stunden hinsetzt und sich durch das Menu quält, der kann die Kamera für ein gute Bedienung konfigurieren. Mit dem vorderen Drehrad wird die Blende eingestellt. Oben rechts das Drehrad macht die Belichtungskorrektur. Auf dem Multicontroller nach rechts habe ich die ISO-Auswahl liegen und auf dem Multicontroller nach unten die Auto-ISO-Einstellung. Diese finde ich sehr praktisch, denn man kann die Mindest-Verschlusszeit auch in Abhängigkeit der Brennweite einstellen. Die C1-Taste habe ich mit der Wahl des AF-Modus belegt, die C2-Taste mit der Wahl des AF-Feldes. Die C3-Taste dient zum Zoomen bei der Bildwiedergabe. Schließlich nutze ich die C4-Taste zum manuellen Umschalten zwischen Sucher und Display, falls die Automatik nicht so will wie ich. Mit der AF-/MF-Taste schalte ich zwischen AF und MF um. Somit habe ich alle wichtigen und wesentlichen Funktionen im Direktzugriff.

Das Menü

Tja, und dann gibt es noch die ganzen weiteren Funktionen. Ich muss sagen, das Menü ist ziemlich unübersichtlich. Es ist auch nicht besonders logisch gegliedert. Oft habe ich durch die verschiedenen Menüseiten geblättert, bis ich die jeweilige Funktion gefunden habe. Leider gibt es kein MyMenu, in dem man sich Funktionen zusammenstellen könnte. Wenn ich also den Bildstabilisator ein- oder ausschalten will, muss ich jedes Mal durch das Menü. Zum Formatieren der Speicherkarte sowieso. Oder wenn das WLAN ein- oder ausgeschaltet werden soll. Oder wenn ich mal den lautlosen elektronischen Verschluss nutzen möchte. Aber wahrscheinlich sind das eher Luxusprobleme, andere Kameras bieten solche Extras gar nicht.

Die Bildqualität

Die Kamera ist nun zwei Jahre alt, aber die Bildqualität ist nach wie vor herausragend. Kurz gesagt, auch nach zwei Jahren liefert die Kamera die beste Bildqualität, die man derzeit kaufen kann. Der 42-Megapixel-BSI-Sensor kann sogar mit dem 50-Megapixel-Mittelformat-Sensor einer Fujifilm GFX50S oder einer Hasselblad X1D mithalten. Dabei liefert er nicht nur diese enorme Auflösung mit einer sehr guten Pixelschärfe (der BSI-Sony-Sensor hat keinen AA-Filter), sondern auch einen herausragenden Dynamikumfang und High-ISO-Rauschverhalten. Kurz gesagt, die Bildqualität ist nach wie vor der Hammer. Eine Anmerkung noch, ich nutze nur normale komprimierte Raw-Dateien. Unkomprimierte Raw-Dateien sind meiner Meinung nach sinnlos und Speicherplatzverschwendung.

Der Autofokus

Nun gut, ich bin kein Sportfotograf. Aber bei einem Portrait mit Offenblende muss der Fokus sitzen. Oder bei einer Hochzeitsfeier, wenn abends im Dunkeln die Wunderkerzen angezündet werden, dann soll der AF auch noch greifen. Die Sony A7RII enttäuscht mich hier nicht. Sie verfügt über 299 AF-Felder, fast über das ganze Bildfeld verteilt, die alle Phasen-AF bieten. Was will man mehr? Dazu kommt, dass sich die AF-Felder direkt auf dem Bildsensor befinden. Das ist anders als bei einer DSLR, wo der AF eine separate Einheit ist. Daher gibt es bei der Mirrorless-Kamera kein Thema mit AF-Justage, Feinjustierung, Frontfokus, usw. Weil der AF direkt auf dem Sensor stattfindet, ist das alles kein Thema. Außerdem hat die Sony A7RII noch ein Goodie und das ist der Eye-AF. Dabei führt die Kamera eine Gesichtserkennung durch und fokussiert automatisch auf das nahegelegene Auge. Das funktioniert in der Praxis tatsächlich sehr gut und ist ziemlich praktisch.

Vorteil Mirrorless

Eine Mirrorless-Kamera hat systembedingte Nachteile (z.B. eine schlechte Akkulaufzeit) aber eben auch systembedingte Vorteile. Den elektronischen Sucher sehe ich inzwischen als Vorteil. Die Auflösung ist in Ordnung und es ist einfach praktisch, dass Zusatzinformationen wie ein Histogramm angezeigt werden können. Oder Fokus Peaking zum manuellen Scharfstellen, oder eine Ausschnittsvergrößerung. Oder wenn ich in dunklen Verhältnissen fotografiere, dass ich dann trotzdem ein helles Sucherbild habe. Zudem kann ich mit dem Klappdisplay leicht aus ungewöhnlichen Perspektiven fotografieren. Das klingt trivial, aber es ist wirklich sehr praktisch in vielen Situationen. Ich möchte nicht mehr darauf verzichten.

Ein weiterer Vorteil ist meiner Meinung nach die Objektivauswahl. Wie bitte, werden sich nun einige fragen. War es nicht so, dass Canon/Nikon eine große Auswahl haben und es bei Sony nur wenige FE-Objektive gibt? Nicht ganz. Erstens gibt es bei Sony inzwischen einige FE-Linsen vom 12-24 bis zum 100-400, die zudem eine ziemlich gute Qualität habe. Zweitens kommen immer mehr Fremdhersteller, die FE-Objektive anbieten. Zeiss, Voigtländer, Tokina, Samyang, Laowa, usw. Drittens ermöglicht das sehr kurze Auflagemaß praktisch alle Objektive zu adaptieren, die jemals für irgendeine Kamera gebaut wurden. Ich war anfangs kein Fan davon, alte Linsen ohne Autofokus an eine moderne Kamera zu adaptieren. Aber ich habe gelernt, dass es tolle handliche Optiken gibt (z.B. Leica M, Olympus OM, Voigtländer) und festgestellt, dass die Nutzung mit Fokus Peaking und einem stabilisierten Sensor (oder gar mit dem Techart Autofocus-Adapter) praktisch ist und Spaß macht.

Fazit

Die Sony A7 R II ist für mich der Gamechanger. Diese Vollformat-Mirrorless-Kamera hat mich überzeugt, dass ich keine DSLR-Kamera mehr brauche. Die Kamera ist in vielen Aspekten besser, insbesondere der Sensor ist der Hammer. Aber auch Sucher und Autofokus – sonst Punkte, wo Mirrorless gegenüber DSLR den Kürzeren zog – bieten kein Grund noch zu einer DSLR zu greifen. Das Menüsystem und die ganzen konfigurierbaren Tasten sind etwas kompliziert, aber wenn man sich da mal durchgeackert hat und eine sinnvolle Belegung eingestellt hat, dann ist es eine feine Sache. Die Akkulaufzeit ist recht schwach, aber mit einem zweiten Akku kommt man gut durch den Tag. Ich mag den kompakten Formfaktor der Kamera sehr, gerade mit einer Festbrennweite wie dem 28/2 oder 55/1.8 gibt das einfach eine sensationell handliche Kombi. Zudem ermöglicht die Sony die Nutzung von Leica- und anderen Objektiven. Dank Fokus Peaking macht das Spaß und man hat ganz neue Möglichkeiten. Zudem gibt es weitere Gimmicks wie geräuschloses Auslösen und Eye-AF. WLAN ist eh selbstverständlich. GPS ist leider nicht drin. Insgesamt ist die Kamera ein Allrounder, aber mit der hohen Detailauflösung macht sie gerade im Landschafts- und Architekturbereich Spaß, wobei sie für Porträts und Reportage sicher auch nicht verkehrt ist. Der Kaufpreis ist nicht billig, aber man bekommt eine tolle Kamera dafür. Vor zwei Jahren habe ich 3500 Euro bezahlt, heute gibt es sie für tausend Euro weniger. Ich finde die Sony A7 R II ist das Geld definitiv wert. Letztendlich muss man aber auch nicht nur die Kamera sondern das System betrachten. Der Sony Service ist vorhanden aber noch ausbaufähig. Das Objektivangebot ist inzwischen ziemlich ordentlich und bietet einige tolle Linsen, die auch ihren Preis haben. Wer auf einem knappen Budget ist, wird wohl eher eine Sony A7 II mit FE 28-70 nehmen. Aber wer High-End möchte, wird mit der Sony A7 R II und einem Zeiss/GM-Zoom oder einer Festbrennweite sicher begeistert sein.

06.08.2017

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3 comments

  • Pippilotta 01.09.2017   Reply →

    Schönes (Zwischen-)Fazit!
    Um nicht für jede Einstellung ins Menü zu müssen, gibt es doch das FN-Menü, dort hinein lässt sich auch Stabi an/aus legen. Weiter viel Spaß!

  • Guido 27.08.2019   Reply →

    Vielen Dank für eines der wenigen Resümee nach 2 Jahren Nutzung! Jetzt in 2019 habe ich eine neue A7R II für 1525€ ergattert und vielleicht ist das doch die Rückkehr zu KB nach 3 Jahren MFT und 3 Jahren Fuji APS-C. Die nächsten Wochen werden es zeigen. Aber der Sensor scheint nachwievor aussergewöhnlich zu sein, sonst hätten sie ihn nicht in die A7R III auch noch eingebaut.

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