Photokina 2012: Ein Messerundgang

Diese Woche war es soweit und die weltgrößte Fotomesse hat ihre Türen geöffnet. Gestern war ich dort und ich möchte euch auf einen kleinen virtuellen Rundgang mitnehmen und einige subjektive Eindrücke mit euch teilen. Unter Panoroma findet ihr auch eine Bildstrecke.

Kleinbildformat für alle

Mit der aktuellen Canon 5DIII und Nikon D800 schienen Kleinbildkameras ziemlich teuer zu werden. Nun haben beide Hersteller ihren teuren Semipro-Modellen jeweils ein günstigeres Consumer-Modell zur Seite gestellt. Die Canon 6D und Nikon D600 dürften daher die meist diskutierten Kameras der Photokina sein… und auch die spannendsten Kameras zum Weihnachtsgeschäft.

Sony meldet sich auch bei den Kleinbildkameras zurück und stellt die Alpha 99 mit elektronischen Sucher und teildurchlässigen Spiegel vor. Außerdem haben sie sich wohl von der Fuji X100 inspirieren lassen und bieten nun mit der RX-1 eine Kompaktkamera mit festen 35mm Objektiv und Kleinbildsensor an (aber ohne eingebauten Sucher). Bleibt festzuhalten, dass die Auswahl an digitalen Kleinbildkameras noch nie so groß war.

Mirrorless immer stärker

Die spiegellosen Systemkameras sind mehr als ein Trend, sondern inzwischen ein fester Bestandteil des Kameramarktes… und zwar einer, wo es spannende Neuerungen und Weiterentwicklungen gibt. Das interessanteste Angebot hat meiner Meinung nach Fujifilm, die für ihr X-System eine neue Kamera (X-E1) und neue Objektive (18-55/2.8-4.0 und 14/2.8, sowie später auch 23/1.4, 56/1.4 und 27/2.8 Pancake) anbieten.

Mit der EOS-M stellt nun auch Canon seine Mirrorless Kamera vor. Hier setzt man auf einen APS-C Sensor und eine Touchscreen-Bedienung. Mit dem 22/2.0 Pancake hat man auch ein passendes kompaktes Objektiv im Angebot. Außerdem gibt es einen Adapter auf EF, aber hier wird sich zeigen müssen wie der auf dem Sensor integrierte Autofokus in der Praxis funktioniert.

GPS, WLAN und Apps

Auch Sony stellt eine neue Mirrorless-Kamera vor, die NEX-6. Sie verfügt quasi über den Sucher der NEX-7 und den Sensor der NEX-5N. Außerdem hat man in die Kamera WLAN eingebaut und bietet Apps dafür an, z.B. um direkt Bilder in Social Networks hochzuladen. Während bisher solche Funktionen nur in Kompakt- und Mirrorless-Kameras zu finden waren, hat nun Canon erstmals auch WLAN und GPS in eine DSLR eingebaut – in der EOS 6D ist beides enthalten. Dazu bietet man eine EOS-Remote-App für iOS und Android an. Damit kann man nicht nur Bilder kabellos übertragen und dann bearbeiten und versenden, sondern auch das Smartphone als Liveview-Monitor und Fernauslöser verwenden. Die Integration von GPS ist natürlich auch eine feine Sache und würde ich mir auch bei anderen Herstellern wünschen.

Neue Objektive

Von den beiden großen Anbietern Canon und Nikon gibt es leider keine Neuigkeiten zu Objektiven, obwohl ich eigentlich Handlungsbedarf gesehen hätte bei Canon im Bereich der Ultraweitwinkelzooms und bei Nikon bei Festbrennweiten oberhalb von 85mm – aber die Entwicklungsprioritäten wurden da wohl anders gesetzt. Immerhin baut Tamron sein Angebot weiter aus stellt dem tollen 24-70VC nun auch ein 70-200VC zur Seite.

Bei Anbietern wie Zeiss und Schneider-Kreuznach waren Objektivangebote bisher wenig interessant, da immer ohne Autofokus. Auch das neue 3000 Euro teure 55/1.4 von Zeiss kann man nur manuell scharfstellen. Aber nun stellt Zeiss drei Mirrorless Objektive (12/2.8, 32/1.8 und 50/2.8 Makro) für Sony E und Fuji X vor, die auch Autofokus unterstützen. Schneider-Kreuznach bietet drei Festbrennweiten für MicroFourThird-Anwender an, die auch mit Autofokus funktionieren.

Sonstiges

Phottix stellt einige neue Fernauslöser zum entfesselten Blitzen vor und Elinchrom hat für den Ranger Quadra einen kleineren und leistungsstärkeren Akku im Angebot.

Bei California Sunbounce muss ich doch Schmunzeln. Während die Reflektoren unbestritten die besten am Markt sind, finde ich manche patentierten Zubehörartikel doch etwas lächerlich. Mit der sperrigen unförmigen Bouncewall an der Kamera möchte ich jedenfalls nicht rumlaufen.

Der Witz der Messe ist aber die Hasselblad Lunar. Was machen die neuen Investoren da nur mit der Marke? Man hat eine Sony NEX-7 genommen und mit Krokodilleder beschlagen, vorne das Consumer 18-55 von Sony drangeschraubt und will dafür 5000 Euro haben.

Bilder von der Festplatte befreien

Die teuerste Fotoausrüstung bringt wenig, wenn die Bilder anschließend auf der Festplatte verstauben. Schließlich wollen die Bilder mindestens digital veröffentlicht werden, auf Tablets und digitalen Bilderrahmen oder auf Websites und Social Networks – oder besser noch auf Fotopapier gedruckt, in Fotobüchern, Alben und Mappen erscheinen oder im klassischen Bilderrahmen oder als Poster an der Wand hängen.

Aber es geht noch mehr, neben den üblichen Foto-Geschenken gibt es auch Möglichkeiten um das eigene Foto auf Sofakissen oder Duschvorhang drucken zu lassen. Man kann auch Glasplatten damit verzieren und so individuelle Schranktüren oder Couchtische fertigen lassen. Der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt.

Ausstellungen auf dem Boulevard

Ich hatte schon erwähnt, dass ich sehr schade finde, dass es dieses Jahr keine Visual Gallery mehr gibt. Immerhin hat Leica einen Teil der Halle 1 gerettet und dort für ein paar Ausstellungen genutzt. In dunkler, ruhiger Umgebung konnte man die Bilder von Elliott Erwitt, Steve McCurry, Rankin, Platon und vielen anderen betrachten. Aber viele andere Ausstellungen wurden eben auf dem Boulevard gezeigt, d.h. im hellen, hektischen Durchgangsbereich. Meiner Meinung nach eine Schande für die Hasselblad Masters, Sony World Photo Awards usw.

Dennoch war es eine spannende Messe und es gab viele interessante Eindrücke. Außerdem war ein vielfältiges internationales Publikum dort. Mehr Eindrücke von der Photokina 2012 gibt es in der Bilderstrecke unter Panorama. Viele Messeneuheiten und Trends werden auch bei PhotokinaTV gezeigt.

23.09.2012

Mehr zur Photokina 2012 beim Ausblick, der Internationalen Photoszene Köln und der Nachlese.

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