Panasonic Lumix GM5

Eigentlich mag ich das MFT-Format nicht, aber die kleine Lumix GM5 ist doch eine interessante und vor allem sehr kompakte Systemkamera – also habe ich sie mir spontan zugelegt und mal näher angeschaut.

Irgendwie ist man als Fotograf ja immer auf der Suche nach der super Kamera mit winzigen Abmessungen. Das iPhone ist als Immer-Dabei-Kamera recht attraktiv, aber es hat keinen Sucher, es kann keine RAWs aufnehmen und einstellen kann man auch nichts. Etwas mehr Kamera soll es dann doch sein. Also versuchen wir es mal mit der Lumix GM5. Sie ist eine MFT-Systemkamera, eine Mirrorless. Dafür ist sie erstaunlich kompakt. Nicht, dass MFT-Kameras sonst groß und sperrig wären, aber die GM5 ist wirklich klein. Bei Abmessungen von 99 x 60 x 36 mm und einem Gewicht von 210 g fällt es schwer zu glauben, dass es sich nicht um einen Kompaktkamera handelt, sondern um eine Systemkamera mit Sucher und einer Sensorgröße von immerhin MicroFourThirds.

Sensor, Verschluss, Display

Die technischen Daten sind sonst schnell genannt. Der Sensor hat 16 Megapixel Auflösung und bietet einen ISO-Bereich von 100 bis 25600. Der Verschluss ist eher einfach mit einer Blitzsynchronzeit von 1/50s. Er macht Belichtungszeiten von 1/500s bis 60s. Ergänzend dazu gibt es einen elektronischen Verschluss, der Belichtungszeiten bis 1/16000s erlaubt. Die Kamera hat ein 3″ Display, was leider nicht klappbar ist; ein Klappdisplay hätte die Kamera jedoch dicker und sperriger gemacht. Hier hat man aber die Priorität auf die kompakten Abmessungen gelegt. Wer ein Klappdisplay haben will, kann die Lumix GX7 nehmen, aber die ist eben ein Stück größer.

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Sucher

Außerdem hat die Kamera einen elektronischen Sucher. Das ist ein gutes Feature und unterscheidet sie von der Lumix GM1, die keinen Sucher hat. Die Qualität und Auflösung des Suchers der GM5 ist eher bescheiden. Aufgrund der Baugröße ist hier wohl nicht mehr möglich gewesen. Wir reden hier ja nicht von Kameras wie der Fuji X-T1, wo es viel Platz für den Sucher gibt. Der Punkt ist aber, dass die kleine GM5 überhaupt einen Sucher hat und dass der sich nutzen lässt. Es gibt auch einen Augensensor, sodass der Sucher automatisch angeht, wenn man sich die Kamera vor das Auge hält. Das dauert ungefähr knapp eine Sekunde. Ich habe damit schon einen spontanen Schnappschuss verpasst, aber wenn ich diese Verzögerung nicht haben will, muss ich wohl eine DSLR nehmen, die bei weitem nicht so klein ist.

Bedienung

Reden wir über die Bedienung der Kamera, denn das ist doch ein kritischer Punkt bei einer Kamera, die so klein ist. Ich muss sagen, das hat Panasonic wirklich gut gemacht. Obwohl die GM5 so klein ist, komme ich mit der Bedienung erstaunlich gut zurecht. Der Daumen findet eine Stelle, wo er ruhen kann und rutscht auch dank eines kleinen Knubbels nicht ab. Es gibt ein Einstellrad und das hat einen Trick. Es lässt sich nicht nur drehen sondern auch drücken wie ein Knopf. Damit kann man es umschalten. Das bedeutet man dreht das Einstellrad und verstellt die Blende. Dann drückt man es kurz und dreht es dann und verstellt damit die Belichtungskorrektur. Oder umgekehrt. Man kann so zwei Funktionen mit einem Einstellrad nutzen. Außerdem hat die Kamera zwei frei belegbare Funktionstasten (auch etwas, was sie von der GM1 unterscheidet, die das nicht hat). Ich habe die Funktionstasten belegt mit Display deaktivieren und Wasserwaage.

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Akku, Speicherkarten

Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass die Kamera einen recht kleinen Akku hat (wer hätte auch etwas anderes erwartet bei der Kameragröße?), nach CIPA-Standard schafft sie 220 Bilder. Für mich ist das nicht so tragisch, da ich sie nur nebenbei und als Zweitkamera nutze. Wer die GM5 als Hauptkamera nutzen will, braucht aber definitiv Ersatzakkus. An Speicherkarten werden SD/SDHC/SDXC-Karten verwendet.

Fokus

Ziemlich positiv beurteile ich den Autofokus, der ja bei solchen Kameras oft ein Problem ist. Die Lumix GM5 verfügt zwar über keine Phasen-AF-Felder sondern ‘nur’ über 23 Kontrast-AF-Felder, aber die leisten recht gute Arbeit und sind tatsächlich bis zu einer Empfindlichkeit von -4EV ausgelegt. Außerdem bietet die Kamera auch Fokus-Peaking, was zum manuellen Fokussieren super praktisch ist. Alles in allem ist das recht erfreulich.

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Blitz

Die Lumix GM5 verfügt über einen Blitzschuh aber hat keinen eingebauten Blitz. Nun, wenn man sich die Kamera so anschaut, muss man auch sagen: wo hätte hier ein Blitz auch Platz finden sollen? Immerhin legt Panasonic der Kamera einen kleinen Aufsteckblitz bei. Oder vielleicht sollte ich sagen, Panasonic legt der Kamera einen Maggi-Brühwürfel bei, der glaubt, er sei ein Blitz 🙂 Der Blitz hat Leitzahl 7 bei 50mm (KB-äquiv.), also effektiv bei 24/28/35mm noch weniger. Wenn man dann noch die miese Blitzsynchronzeit von 1/50s berücksichtigt, dann muss man sagen, dass die Kamera ungeeignet für Aufhellblitzen in der Sonne ist und auch zum Ausleuchten bei People-Fotografie. Was allerdings gut funktioniert, ist Blitzen mit dem winzigen Blitz auf der Kamera in dunklen Umgebungen. Die Blitzbelichtungskorrektur lässt sich einstellen (wenn auch leider nicht direkt im Quickmenu zugänglich) und der Blitz macht, was er soll. Der Blitz hat keine eigene Stromversorgung sondern bezieht über den Blitzschuh Strom von der Kamera. Das ist nett, weil man sich nicht um einen weiteren Akku kümmern muss. Aber der ohnehin schon schwache Kameraakku ist dann umso schneller leer.

Video

Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, dass die Kamera auch Videos aufnehmen kann. Sie nimmt Full-HD, also 1920×1080 in 50p auf und verwendet den AVCHD-Codec. Ich habe das nicht ausprobiert, da ich kein Video verwende.

WLAN

Die GM5 hat auch WLAN. Das klappt mit dem iPhone 6 ziemlich gut. Die Kamera erzeugt einen QR-Code, über den man auf das WLAN zugreifen kann. So spart man sich den Zugangscode abtippen zu müssen. Praktisch. Die App ist durchaus brauchbar und die Fernsteuerung der Kamera funktioniert ordentlich.

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Bildqualität, Systembetrachtung

Reden wir über Interessantes, reden wir über die Bildqualität. Tja, was ist die Erwartungshaltung? Meine andere Kamera ist eine Canon 6D. Es ist wohl klar, dass die kleine Lumix GM5 da nicht mithalten kann. Manchmal fotografiere ich auch mit meinem iPhone 6. Es ist wohl auch klar, dass die GM5 da deutlich besser ist. Der Sensor hat ein Viertel der Größe vom Kleinbildformat, der Crop-Faktor beträgt 2,0. Das bedeutet, die Offenblende f/5.6 vom Kitobjektiv entspricht einer Freistellung f/11 am Kleinbild. Es ist also auch klar, dass das Freistellungspotential bei so einer Kamera eingeschränkt ist. Ähnlich gilt das auch für die Detailauflösung. Bei der genannten Blende befinden wir uns schon am Beugungslimit. Abblenden macht hier also wenig Sinn. Die Auflösung hat Panasonic mit 16 Megapixeln meiner Meinung nach sinnvoll gewählt.

Bildqualität, in der Praxis

Ich habe nun ungefähr zwei Monate immer mal wieder mit der kleinen Kamera fotografiert. Ich muss sagen, die Raw-Dateien lassen sich gut in Lightroom bearbeiten. Der Dynamikumfang ist recht ordentlich, sodass sich aus den Tiefen und Lichtern jeweils ein ganzes Stück rausholen lässt. Die Detailschärfe ist eher mäßig, aber ich habe die Kamera auch nicht zur Landschafts- oder Architekturfotografie verwendet. Vielleicht sollte ich die Detailschärfe auch nicht mit der Canon 6D vergleichen. Auch im High-ISO-Bereich hat die kleine GM5 keine Chance gegen die 6D, aber wer hätte das auch erwartet? In der Tat schlägt sie sich recht ordentlich. Bilder mit ISO3200 sind durchaus brauchbar und lassen sich mit Rauschreduzierung vielleicht noch eine halbe Blende hochziehen. Dann ist man ungefähr am Limit, wo die Bildqualität deutlich nachlässt. Insgesamt finde ich das Bildqualität-zu-Kameragröße-Verhältnis sehr gut.

Fazit

Tja, eigentlich mag ich ja keine MicroFourThird-Kameras. Aber die Lumix GM5 ist ziemlich nett. Sie liegt irgendwo zwischen Apple iPhone und Canon 6D und bietet eine gute Qualität in einem sehr kleinen Kameragehäuse. Braucht man sowas? Nicht unbedingt! Kann man sowas gebrauchen? Ja durchaus! Als Hauptkamera für den anspruchsvollen Fotografen ist sie ungeeignet, aber als Zweitkamera, Immerdabei- oder Schnappschuss-Kamera ist sie toll und bietet eine gute Bildqualität. Das superkompakte Kit-Pancake 12-32mm passt sehr gut zu ihr, aber es lassen sich auch viele andere MFT-Objektive nutzen bis hin zum kleinen Fisheye-Objektiv. Die Lumix GM5 ist eine Kamera, die Spaß macht.

Links

Wer mehr lesen möchte, wird beispielsweise bei DPReview, Digitalkamera oder Spiegelberg fündig. In den nächsten beiden Woche mache ich noch eine genauere Betrachtung des Panasonic 12-32mm Pancake-Zooms und vom Samyang 7,5mm Fisheye-Objektiv; dann gibt es auch einige Beispielbilder aus der Kamera 🙂

09.08.2015

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One comment

  • jens 20.03.2024   Reply →

    Hallo, ich finde die kleine GM5 mit dem Lumix 20 mm F1.7 im Jahr 2024 als 2 Kamera immer noch super.
    Jens.

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