Warum ein Omnibounce sinnlos ist

Immer wieder sehe ich das, da fotografiert jemand mit einem Aufsteckblitz und stülpt so ein Stück Plastik über den Blitz, weil es vermeintlich professioneller sei. Einige ‘Pros’ wie hier Scott Kelby auf der Markt+Technik Webseite, verstärken den Eindruck. Wofür soll das gut sein?

Dieses Stück Plastik nennt sich Omni-Bounce und kommt ursprünglich von Stofen, inzwischen gibt es aber unzählige Nachahmer. Vermutlich kauft es kaum noch jemand in den USA sondern viele über Ebay aus China. Wie auch immer, was bewirkt dieses Teil beim Blitz?

Normalerweise kommt das Licht ja gerichtet aus dem Blitz. Der Zoomreflekor im Blitz lässt sich einstellen und dann hat so ein Aufsteckblitz meistens noch eine vorklappbare Streuscheibe und eine ausziehbare kleine Bouncecard. Damit kann man schon sehr viel machen. Wofür soll nun der Omnibounce gut sein? Angeblich für weicheres Licht und eine bessere Ausleuchtung, aber ist das wirklich so?

  1. Wenn ich direkt blitze (Blitz nach vorne geklappt), macht der Omnibounce weicheres Licht. Nein, falsch. Das ist ja der Fall wie auch auf dem Bild mit Scott Kelby. Er blitzt direkt nach vorne. Weicheres Licht bekomme ich, wenn ich die Leuchtfläche vergrößere. Das macht der Omnibounce aber nicht, die Leuchtfläche ist immer noch genau so groß wie ohne. Der einzige Unterschied ist, dass ich durch den Aufsatz Leistung verliere – die Ausleuchtung ändert sich überhaupt nicht.
  2. Wenn ich mit dem Omnibounce indirekt blitze (Blitz nach oben geklappt), erhalte ich eine bessere Ausleuchtung. Nein, falsch.  Ich blitze also nach oben und schicke das Licht in alle Richtungen, dabei versuche ich das Licht über die Wände zu bouncen um eine bessere Ausleuchtung zu bekommen. Besser ist es die Wand, über die ich bouncen will, direkt anzublitzen. Wenn ich das Licht dabei streuen will, dann blitze ich mit der Streuscheibe. Der Omnibounce ist dabei keine Hilfe.
  3. Wenn ich im 45° Winkel blitze, bekomme ich eine bessere Lichtverteilung. Nein, auch falsch. Der Ansatz ist gut, gerade bei Portraits. Ich blitze im 45° Winkel nach oben und bounce über die Decke – gleichzeitig blitze ich aber auch direkt nach vorne zur Schattenaufhellung und für Spitzlichter. Der Omnibounce hilft mir dabei aber nicht. Am besten geht das mit der ausziehbaren Bouncecard meines Blitzes, genau dafür ist diese ja da. Sie reflektiert einen Teil des geblitzten Lichtes und schickt es nach vorne, so erhalte ich eine gute Ausleuchtung.

Bouncen ist eine gute Idee, oft verbessert man das Licht wenn man indirekt blitzt und Wände oder Decke benutzt. Genau das zeigen auch die Werbebilder mit und ohne Omnibounce. Bouncen geht aber wunderbar mit den Bordmitteln des Blitzes, Streuscheibe und Bouncecard erfüllen diese Funktion.

Der Omnibounce aber ist sinnlos, denn weder vergrößert er die Leuchtfläche noch kann er bei der Lichtverteilung einen Vorteil bewirken. Es mag unter bestimmten Umständen sinnvoll sein, z.B. wenn ich im Bild in einen Lampenschirm blitze, aber in 99% der Anwendungsfälle bringt dieses Stück Plastik nichts und ist daher meiner Meinung nach sinnlos.

01.09.2013

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