Mirrorless Milestone: Sony A7

Ende letzten Jahres hat Sony mit der A7 eine Kamera vorgestellt, auf die die Fotogemeinde lange gewartet hat: eine Mirrorless Systemkamera mit einem Kleinbildsensor. Warum das ein Meilenstein ist, gerade auch für die Verwendung alter Objektive, will ich im folgenden Artikel etwas erläutern.

Eigentlich habe ich das Thema Mirrorless für mich erstmal etwas zur Seite gelegt, aber nachdem nun schon mehrere Bekannte auf die Sony A7 umgestiegen sind, habe ich mir diese Kamera doch mal etwas näher angeschaut und sie mal ausprobiert. Es hat ja in den letzten Jahren viele Mirrorless Kameras gegeben, aber diese ist die erste mit Vollformat. Zwar gab es vorher schon die Sony RX1 und natürlich das legendäre Leica M System, aber bei der RX1 kann man keine Objektive wechseln und die Leica M stellt mit dem alten Suchersystem und ohne Autofokus auch einen Sonderfall dar.

Nun gibt es also die Sony A7, eine moderne Mirrorless Kamera mit Bajonett zum Objektivwechseln, mit elektronischen Sucher und mit Klappdisplay. Alles in einem recht gelungenen Design und einigermaßen handlichen Abmessungen. Die Kamera hat einen 24 Megapixel Vollformat Sensor ähnlich (oder baugleich) der Nikon D600/D610. Das alles zu einem angemessenen Preis (zurzeit ab 1200 Euro), das klingt nach einem ziemlich guten Paket.

Die Kamera verfügt über das E-Bajonett, welches schon von Sony NEX bekannt ist. Es hat 18mm Auflagemaß (‘E’ = eighteen) und erlaubt damit so ziemlich alle am Markt befindlichen Linsen zu adaptieren inklusive Leica M. Während die alten E-Objektive von Sony NEX nicht den ganzen Bildkreis ausfüllen (sie sind für APS-C gerechnet), nennt Sony die neuen Vollformat-Objektive FE (Full-E). Davon gibt es bisher allerdings nicht so viele. Ein paar Zooms mit f/4 sind erhältlich und zwei Festbrennweiten mit 55/1.8 und 35/2.8. Weitere Objektive sind angekündigt.

Nachdem ich die Sony A7 mal ausprobiert und einige Fotos gemacht habe, kann ich die Kamera durchaus als gelungen bezeichnen. Der elektronische Sucher löst sehr gut auf und arbeitet ohne große Verzögerung. Die Haptik der Kamera und der Bedienelemente ist völlig in Ordnung. Es gibt zwei Einstellräder, zwei individuell belegbare Funktionstasten und eine große Menge an Menüoptionen diese anzupassen. Das Display ist nach oben und untern klappbar und hat keine Touch-Funktion. Der Autofokus – oft ein Problem bei Mirrorless Kameras – ist auch recht gut. Sony verwendet hier eine Mischung aus Kontrast-AF und Phasen-AF, dafür befinden sich auf dem Sensor im mittleren Bereich 117 Phasen-AF-Felder. Diese verhelfen dem Autofokus der A7 zu durchaus guten Leistungen.

Ausprobiert habe ich die A7 mit ein paar Objektiven und bin soweit gut mit der Kamera und ihrer Bedienung zurecht gekommen. Als einziger negativer Punkt ist mir die AutoISO-Funktion aufgefallen, die auf eine Belichtungszeit von 1/60s beharrt und diese nicht nach Brennweite anpasst oder im Menü anpassen lässt. Die Bildqualität ist sehr gut, wie man es von einer Vollformatkamera erwarten kann. Die Auflösung von 24 Megapixeln reicht für alle Anwendungen und der Dynamikumfang ist hervorragend.

Neben der Sony A7 gibt es noch die Sony A7R:

  • 36 Megapixel statt 24 Megapixel, kein AA-Filter
  • Keine Phasen-AF-Felder, nur Kontrast-AF
  • geringere Serienbildgeschwindigkeit
  • Blitzsynchronzeit nur 1/125s statt 1/250s

Außerdem ist kürzlich die Sony A7S erschienen:

  • nur 12 Megapixel
  • ISO nativ bis 102.400, erweitert bis 409.600
  • Kein Phasen-AF, aber Kontrast-AF bis -4EV
  • Viele Videofunktionen, 4K-Video möglich

Natürlich auch hat auch die Sony A7 das Problem vieler Mirrorless Kameras, die Akkulaufzeit ist bescheiden, und der Vorteil der Kompaktheit geht mit normalen Zoomobjektiven schnell verloren – beispielsweise das FE 24-70/4 und 70-200/4 sind genau so sperrig wie solche Objektive für DSLR Systeme. Richtig spannend wird die Sony A7 natürlich mit kleinen Festbrennweiten. Da es nativ für das System bisher kaum welche gibt, ist es umso interessanter die ganzen alten manuellen Objektive zu verwenden; das M-Bajonett und andere lassen sich sehr einfach adaptieren.

Aber wie stelle ich nun mit dem manuellen Objektiv scharf? Von der DSLR weiß ich, dass mir das recht schwer fällt. Selbst mit einer supermattierten Mattscheibe in der DSLR finde ich es äußerst schwierig, die genaue Schärfeebene im Sucher zu erkennen. Ein anderes Konzept zum Scharfstellen verfolgt Leica mit dem Messsucher. Das fand ich aber noch weniger geeignet, da man das eigentliche Bild und seine Schärfentiefe gar nicht im Sucher sieht. Nun kommt also Sony mit der A7 und fährt hier einige technische Gimmicks auf, nämlich eine Vergrößerung im elektronischen Sucher und Fokus Peaking.

Fokus Peaking finde ich sehr interessant und hilfreich zum manuellen Scharfstellen. Es hat zwar seine Einschränkungen bei hochoffenen Blenden und in dunklen Umgebungen, insgesamt muss ich aber sagen, dass es gut funktioniert in der Kamera. Die Möglichkeit im Sucher oder auf dem Display die Schärfebereiche farbig markiert zu bekommen, ist für die Verwendung von manuellen Objektiven echt super. Dazu kommt, dass die Sony A7 keinen Cropfaktor hat und so die Objektive mit der Brennweite und Lichtstärke genutzt werden können, wofür sie auch vorgesehen sind. Beispielsweise Voigtländer hat da ein paar spannende Objektive im Angebot.

Ich werde jetzt zwar nicht gleich umsteigen, aber ich finde die Sony A7 ist ein ‘Mirrorless Milestone’ aufgrund dieser Eigenschaften. Kein Wunder, dass sie sich bei vielen Fotografen großer Beliebtheit erfreut. Sony hat da ein innovatives Produkt herausgebracht und es bleibt spannend, wie die Entwicklung in dieser Richtung weitergehen wird.

(Bild von Wikimedia Commons)

17.08.2014

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