Martin Parr: The Last Resort

Heute möchte ich euch einen Bildband eines englischen Fotografen vorstellen. Irgendwie ist es bei seinen Fotos wie bei einem Unfall, man muss einfach hinschauen. Die Rede ist von Martin Parr und seinem berühmten Werk „The Last Resort“, was den Weg in mein Bücherregal gefunden hat.

Martin Parr ist Engländer und da ist es mit dem guten Geschmack manchmal so eine Sache. Es scheint fast als hätte er sich auf die ein oder andere Geschmacksverirrung spezialisiert. Wikipedia kann das noch etwas besser auf den Punkt bringen:

“Parr provoziert, indem er Motive von alltäglichen Klischees fotografiert. Dabei hält er geschmackliche Entgleisungen fest und zeigt das Hässliche, das üblicherweise als Bildmotiv vermieden oder retuschiert wird. Seine Fotografien heben sich damit ab von der üblichen Kunst, die die Realität schminkt oder stilistisch verfremdet. Ungeschönte Motive des Massentourismus, Prekariats und des Gesellschaftsadels sowie von alternden Menschen gehören zu seinen Schwerpunkten. Er dokumentiert vor allem die britische Alltagskultur.”

Eigentlich sind solche Motive nicht mein bevorzugtes Sujet, aber die Fotos von Martin Parr faszinieren mich. Die Alltagsszenen und Entgleisungen sind in seinen Bildern so auf den Punkt gebracht, dass sie selbst schon wieder zu einer Kunst werden. Man fühlt sich selbst an alte Familienschnappschüsse von Strandurlauben erinnert, aber er zeigt das in einem künstlerischen Kontext. Dabei ist er hauptsächlich mit seiner Kamera und einem Blitz unterwegs. Er verwendet heute eine Canon 5D Mark III und teilweise einen Ringblitz. Damit schafft er einen Look, der auf den ersten Blick wie ein Schnappschuss wirkt, bei genauerer Betrachtung aber professionell ausgestaltet ist. Wenn man versucht sowas nachzustellen, kann man schnell an Grenzen stoßen. Das muss aber kein Problem sein, denn auf www.kamera.net werden Fotografen auf der Suche nach der passenden Ausrüstung mit individuellen Budgets schnell fündig. Natürlich ist ein Ringblitz nicht alles, das Gespür den Moment richtig in Szene zu setzen, darin ist Martin Parr Weltmeister. Hier sind ein paar Eindrücke aus The Last Resort:

Martin Parr gehört auch zum erlesenen Kreis der Magnum-Fotografen. “The Last Resort” hat viele Preise erhalten, aber es gab auch einige Kritik an seiner unvorteilhaften Darstellung. Mir gefällt das Buch sehr gut und ein wenig fühlt man sich in einen schlechten Sommerurlaub in den 80ern zurückversetzt. Wie auch immer, die Aufnahmen haben einen ganz eigenen Charme. Der Guardian zählt das Buch sogar zu den tausend Kunstwerken, die man gesehen haben muss.

Als Fan von Fotobüchern und Bildbänden bin ich froh über diese etwas skurille Ergänzung im Bücherregal. Die Bilder von Martin Parr erzählen eine eigene Geschichte. Das kann Inspiration sein, auch selbst mit eigenen Bildern eine Geschichte zu erzählen. Ich erstelle ja gerne Fotobücher von Reisen und vielleicht werde ich in der Zukunft auch mal eine kleine Bilderserie mit skurillen Touristensituation versuchen, sozusagen inspiriert von Martin Parr.

16.04.2017

You may also like

Leave a comment