Lee GND Grauverlaufsfilter

In der letzten Woche habe ich den Filterhalter von Lee vorgestellt, nun geht es um die Grauverlaufsfilter selbst. Wofür ist so ein Filter sinnvoll und welche Varianten gibt es?

Ich habe ja vor einiger Zeit schon mal etwas Grundsätzliches zu Filtern geschrieben. An dieser Stelle nochmal die Info, dass ein Graufilter und ein Grauverlaufsfilter zwei völlig verschiedene Dinge sind. Ein Graufilter dunkelt das ganze Bild ab; den nimmt man um eine lange Belichtungszeit zu erreichen. Ein Grauverlaufsfilter dunkelt einen Teil des Bildes ab; den nimmt man um große Helligkeitsunterschiede auszugleichen.

Ein typisches Beispiel ist eine Landschaftsaufnahme; der Himmel ist sehr hell und die Landschaft ziemlich dunkel. Um das auszugleichen nimmt man nun einen Grauverlaufsfilter und dunkelt den Himmel bei der Aufnahme ab; schon hat man ein tolles Landschaftsfoto. Dabei treten in der Regel ein paar Schwierigkeiten auf. So ist der Horizont nicht immer an der gleichen Stelle im Bild; deswegen ist ein Filterhalter sinnvoll, in dem man den Verlaufsfilter verschieben kann. Der Horizont ist auch nicht zwingend immer waagerecht; daher kann man den Filterhalter auch drehen.

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Es gibt auch noch Grauverlaufsfilter mit Farbtönungen, aber die lasse ich hier mal außen vor. Sowas macht meiner Meinung nach in Zeiten der Digitalfotografie keinen Sinn mehr. Wir reden hier von Grauverlaufsfiltern, die farbneutral sind. Für diese Filter gibt es zwei wesentliche Eigenschaften: einerseits wie der Verlauf beschaffen ist und andererseits wie stark der graue Teil des Filters abdunkelt.

Das Foto oben zeigt meine beiden Grauverlaufsfilter von Lee. Links liegt ein ‘.6 GND S’ und rechts ein ‘.9 GND H’. Um diesen Code zu entschlüsseln: der erste Filter ist ein ‘0.6 Graduated Neutral Density Soft Graduation’ und der andere ein ‘0.9 GND Hard Graduation’. Die erste Angabe ist also die Stärke des Graufilters. Diese wird logarithmisch angegeben. ‘1’ wäre also ein 10x Filter. ‘0,6’ bedeutet 4x und entspricht 2 Blenden. ‘0,9’ bedeutet 8x und entspricht 3 Blenden. GND ist die englische Bezeichnung für Grauverlaufsfilter. Die hintere Angabe beschreibt dann den Verlauf, ob er ‘soft’ oder ‘hard’ ausgeführt ist. Es handelt sich also entweder um eine weichen Übergang oder um eine harte Kante. Die harte Kante kann man sehr gut am Meer gebrauchen, wo man eine saubere Horizontlinie im Bild hat. Der weiche Übergang ist eher von Vorteil bei gemischten Landschaften ohne klar abgegrenzten Horizont.

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Welcher Grauverlaufsfilter ist nun der Richtige? Das ist eine persönliche Geschmacksfrage. Ich habe mich aus folgenden Überlegungen für diese beiden Ausführungen entschieden. Grauverlaufsfilter mit nur einer Blende (0,3) halte ich nicht für sinnvoll, das kann man auch aus dem Raw rausholen. Wenn schon, dann mindestens zwei Blenden (0,6) sonst lohnt es sich nicht. Den Grauverlaufsfilter mit Hard Graduation benutze ich eher am Meer und zwar viel bei Sonnenauf- oder -untergang. Dann sind die Kontraste ziemlich hoch und hier kann ich drei Blenden (0,9) gut gebrauchen.

Natürlich gibt es auch eine Vielzahl anderer Ausführungen, manche Leute schleppen große Boxen mit diversen Filtern durch die Gegend um für alle Fälle gerüstet zu sein. Das ist mir einerseits zu umständlich und andererseits auch zu teuer, wenn man bedenkt, dass so ein Filter jeweils gut 100 Euro kostet. Man sollte auch ziemlich sorgfältig mit diesen Filtern umgehen, denn sie sind empfindlich für Kratzer. Sie sind aus Resin (eine Art Acrylharz) hergestellt und nicht aus Glas (was wiederum ziemlich bruchempfindlich wäre). Im Gegensatz zu den günstigen Grauverlaufsfilter von Cokin sind die von Lee hochwertiger verarbeitet und wirklich farbneutral.

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Ich denke für den Fotografen, der hauptsächlich Landschaftsfotos vom Stativ macht, gehört das zur Grundausstattung. Nur so lassen sich hochwertige Aufnahme erstellen, die über den entsprechenden Kontrastumfang verfügen. Für eilige Fotografen sind solche Filter nicht so gut geeignet, da man bei jedem Bild alles einstellen und ausrichten muss. Mit etwas Übung ist das allerdings mit ein paar Handgriffen erledigt. Natürlich lassen sich auch in der Nachbearbeitung digitale Verlaufsfilter verwenden, aber auch eine Rawdatei hat einen Dynamikumfang, der irgendwo begrenzt ist. Aufgehellte Bildteile bekommen in der Nachbearbeitung dann schnell eine schlechte Qualität aufgrund von Bildrauschen. So bleibt für den Landschaftsfotografen mit professionellen Ansprüchen nur der Grauverlaufsfilter (oder eine Kamera mit einem sehr großen Dynamikumfang und rauschfreien Tiefen wie die Sony A7RII, die dann tatsächlich eine Nachahmung des Filter in der digitalen Nachbearbeitung erlaubt.)

20.12.2015

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