Farbfolien angewandt: Herbstshooting

Zugegeben, jetzt Bilder von einem Herbstshooting zu zeigen, passt nicht so recht zur Jahreszeit. Aber das Shooting ist ein gutes Beispiel wie man Farbfolien in der Praxis einsetzen kann.

Bei einem Bild kommt es doch auf die Stimmung an. Der Fotograf will etwas ausdrücken, eine Stimmung transportieren. Dabei können Farbfolien helfen, denn mit ihnen lässt sich die Farbtemperatur steuern. Es sollte ein sonniges Herbstshooting werden, mit bunten Laub und einer warmen Stimmung. Nur leider trübte sich das Wetter ein und zu allem Überfluss fing es an zu regnen. Normalerweise hätte man jetzt einpacken können und das Shooting auf einen anderen Tag verschieben. Aber wir waren vor Ort und wollten es durchziehen.

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1. Das Umgebungslicht

Der Himmel war eine graue geschlossene Wolkendecke. Das Licht war also sehr diffus. Zudem war die Lichtstimmung nicht mehr sonnig sondern eher kühl. Es war klar, das wollte ich nicht. Also musste ein Blitz als Hauptlicht her um eine andere Lichtcharakteristik zu erzeugen.

2. Das Hauptlicht

Als Hauptlicht habe ich einen Aufsteckblitz genommen, einen SB-900 in dem Fall. Als Lichtformer kam eine Lumiquest Softbox III zum Einsatz, die hat ungefähr die Größe eines DIN A4 Blattes. Das gibt also gerichtetes Licht mit relativ harten Schatten, aber nicht so ganz harte Schatten wie bei einem nackten Aufsteckblitz. Nun kommt das entscheidende Detail: Auf dem Blitz habe ich ein Half CTB Gel befestigt. Dazu gleich mehr.

3. Das Effektlicht

Mit dem Hauptlicht hatte ich nun die vorhandene Lichtstimmung grundsätzlich geändert, aber es fehlt noch etwas um die richtige Stimmung rüberzubringen. Wo war die Sonne, die einen warmen Lichtstrahl durch die Bäume warf? Also nahm ich einen zweiten Aufsteckblitz als Effektlicht, diesen ohne zusätzlichen Lichtformer. Er sollte ja ganz hartes Licht werfen und den Zoomreflektor des Blitzes konnte ich auch etwas enger stellen. Auf diesen Blitz habe ich dann ein Quarter CTO Gel befestigt.

Das Lichtsetup ist soweit nicht besonders spektakulär, ein Hauptlicht von schräg vorne mit einer kleinen Softbox, dazu ein Effektlicht von schräg hinten als Kicker. Aber was soll das Ganze mit den Farbfolien? Ich habe ja eine bläuliche Farbfolie auf dem Hauptlicht benutzt. Damit wird die Farbtemperatur vom Blitz recht kalt. Das bedeutet, wenn ich nun den Weißabgleich für einen normalen Hautton beim Model haben möchte, dann muss ich den Weißabgleich wärmer einstellen. Mit dem kalt getönten Hauptlicht steigere ich also die globale Farbtemperatur in meinem Setup.

Dass ich den Weißabgleich nun wärmer einstelle, betrifft ja auch das Umgebungslicht. Und genau das will ich erreichen. Normalerweise wäre mir das Umgebungslicht nämlich zu kühl, aber nun bekomme ich das Umgebungslicht wärmer. Damit sieht ist die Stimmung im Hintergrund wärmer aus und genau das will ich ja erreichen. Das Effektlicht von schräg hinten soll einen warmen Sonnenstrahl nachbilden, seine Lichttemperatur soll also noch etwas wärmer als die anderen sein. Daher kommt hier die orange Farbfolie zum Einsatz, damit das Kanten/Haarlicht sonnig wirkt.

Fazit: Farbfolien müssen nicht nur dazu dienen, das Blitzlicht auf die Farbtemperatur des Umgebungslicht anzupassen – das Ganze geht auch andersrum. Wenn ich mein Hauptlicht kälter mache und den Weißabgleich entsprechend wärmer stelle, dann verändere ich damit die Farbtemperatur des Umgebungslicht… und erzeuge so eine ganz andere Stimmung im Bild.

26.05.2013

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