Ein Jahr mit der EOS 6D

Ein ganzes Jahr ist es jetzt schon her, dass ich mir die Canon 6D zugelegt habe. Seit dem ist sie meine Kamera im Alltag und auf Reisen. Mit den Erfahrungen möchte ich einige Punkte zu der Kamera herausstellen. Als ich mir die Eos 6D vor einem Jahr zulegte, habe ich mich ausführlich mit der Kamera und der GPS- und WLAN-Funktion beschäftigt. Seitdem wird die Kamera einfach benutzt und leistet ihre Dienste. Dabei ist mir Folgendes aufgefallen.

1. Größe

Die 6D ist die kleinste Vollformat-DSLR am Markt, dennoch ist sie eine ausgewachsene Kamera. Ich finde sie liegt sehr gut in der Hand und der Handgriff ist ergonomisch ausgeformt. Sie ist ein Stück kleiner als eine 5D und gibt gerade mit einer kleinen Festbrennweite eine handliche Kombi ab, mit der sich sehr angenehm fotografieren lässt.

2. Bildqualität

Die Bildqualität ist schlichtweg hervorragend, so wie man es auch von 5DII/5DIII/1DsIII kennt. Die 20 Megapixel halte ich für eine gute Auflösung, die auch für Ausschnittsvergrößerungen ausreichend ist. Das Zusammenspiel mit AdobeCameraRaw/Lightroom klappt hervorragend, die Detailschärfe ist sehr gut.

3. HighISO

Die Eos 6D hat für mich den Begriff HighISO neu definiert. Werte wie ISO1600 gehören nun praktisch zum StandardISO Bereich und lassen sich bedenkenlos verwenden. Der HighISO Bereich liegt nun bei ungefähr ISO6400; hier ist etwas Rauschen erkennbar, aber die Bildqualität noch ziemlich gut. Ich habe auch schon mit ISO25600 fotografiert und die Fotos sind mit etwas Rauschreduzierung noch für kleinere Prints gut zu verwenden. Die Kamera kann noch zwei höhere ISO Einstellungen als ISO25600, aber ich habe bisher noch keine Situation gefunden, wo ich das hätte einsetzen können. Jedenfalls ist die HighISO Leistung insgesamt wirklich beeindruckend. Ich kenne keine Kamera, die das besser macht.

4. Autofokus im Dunkeln

Die Möglichkeit im Dunklen zu fotografieren bringt natürlich wenig, wenn man nicht vernünftig scharfstellen kann. Der mittlere Autofokuspunkt der 6D leistet hier außerordentlich gute Arbeit und greift noch bei Lichtverhältnissen, wo andere Kameras nicht mehr scharfstellen können. Die Empfindlichkeit ist mit -3EV doppelt so gut wie bei der 5DIII oder 1DX. Auch hier ist mir keine Kamera bekannt, die das besser kann.

5. Autofokus außermittig

Während der mittlere Autofokuspunkt der 6D also toll funktioniert, sieht es mit den anderen Autofokuspunkten eher bescheiden aus. Natürlichen funktionieren die auch, aber es sind eben nur Liniensensoren und keine Kreuzsensoren. Bei schwierigen Lichtverhältnissen oder bei schnellen kontinuierlichen AF stoßen diese an ihre Leistungsgrenzen. Ich benutze mit der 6D fast immer den mittleren Autofokuspunkt und verschwenke dann bei der Aufnahme; die äußeren AF-Punkte benutze ich sehr selten.

6. Bedienung

Mir gefällt das einfache Bedienkonzept der 6D sehr gut. Die vier Knöpfe neben dem Schulterdisplay sind im Gegensatz zu den meisten anderen Canon DSLRs nicht doppelt belegt. Jede Taste hat eine klare Funktion. Die erste für AF, die zweite für Serienbilder, die mittlere Taste mit dem Knubbel für ISO, die Taste daneben für die Belichtungsmessung und schließlich die etwas abgesetzte Taste für die Schulterdisplay-Beleuchtung. Das macht Sinn, damit komme ich gut zurecht. Bei vorherigen Canon DSLRs hatte ich oft die Doppelbelegungen verwechselt. Auch sonst gibt die Bedienung keine Rätsel auf. Die Tasten links vom Display vermisse ich nicht. Die Kamera lässt sich auch gut einhändig bedienen. Praktisch ist übrigens auch das Q-Menu.

7. GPS

Das ist wirklich gut, dass Canon ein GPS-Modul in die 6D eingebaut hat. Vorher hatte ich 2 Jahre lang ein externes Modul an der D700 und habe mich damit herumgeärgert, dass es im Weg war, Verbindungsprobleme hatte oder der Akku leer war. Das ist alles kein Thema mehr mit der 6D. Einmal GPS im Menu aktivieren und einen erste Fix bekommen (der kann einen Moment dauern), verfolgt die Kamera den ganzen Tag die Position und tagged die Bilder entsprechend. So ist keine Nacharbeit am Rechner nötig.

8. Stromverbrauch

Im Gegensatz zu einigen Unkenrufen, das GPS-Modul würde schnell den Akku leerziehen und man bräuchte mehrere Ersatzakkus, kann ich sagen: dem ist nicht so. Der Stromverbrauch der 6D ist sehr gut. Man kann im Urlaub den ganzen Tag mit GPS fotografieren und abends ist dann der Akku noch nicht leer. Es ist auch nicht dramatisch, wenn man vergisst das GPS nachts auszuschalten; gut 10% verbraucht das dann. Insgesamt ist der Stromverbrauch sehr gut.

9. Liveview

Ich fotografiere nur wenig mit Liveview, aber auf dem Stativ ist die Funktion sehr praktisch. Der Spiegelschlag verursacht dann weniger Schwingungen und damit Verwacklungen auf dem Stativ. Außerdem ist die Wasserwaage praktisch um die Kamera auf dem Stativ auszurichten.

10. Dynamikumfang

Der Dynamikumfang ist der beste, den Canon zu bieten hat. Sowohl in den Höhen als auch in den Tiefen lassen sich knapp zwei Blenden rausholen. Hellt man die Tiefen stärker auf, werden diese Bildbereiche ziemlich unsauber. Hier zeigt Nikon mit der D800 und D600, dass das deutlich besser geht. Da sind die Tiefen sehr sauber und man kann bis zu vier Blenden rausholen. Nikon/Sony haben in diesem Bereich offensichtlich einen Entwicklungsvorsprung.

11. WLAN

Das eingebaute WLAN-Modul ist auch eine praktische Sache. Zwar habe ich es nicht für Remote-Aufnahmen benutzt, aber häufig dazu, um unterwegs die aufgenommen Bilder zu sichten, zu sortieren und aufs Smartphone/Tablet zu laden. Zwei Dinge ärgern mich aber an der EOS Remote App. Die runtergeladenen Bilder verlieren alle Exifs, haben also kein Aufnahmedatum usw. Das ist unpraktisch und unnötig. Außerdem wird das iPad nicht unterstützt bzw. funktioniert nur in ein Viertel der Auflösung; das ist mir auch unverständlich.

12. Fazit

Ich finde die 6D super. Für Portraits, Reportage, Reisefotografie ist sie meiner Meinung nach die ideale Kamera. Für Sport- und Wildlife-Fotografen mit gehobenen Ansprüchen ist aber vermutlich eine 5DIII oder 1DX die bessere Wahl. Ich bin froh mit einer etwas kleineren Kamera ohne Einschränkungen bei der Bildqualität und auch noch bei dunkelsten Verhältnissen fotografieren zu können.

08.12.2013

Neues Jahr, neue Kamera | GPS mit der 6D | WLAN mit der 6D | Ein Jahr mit der 6D | Zwei Jahre mit der 6D: GPS, WLAN

15.02.2015: Es gibt eine neue WLAN-App! EOS Remote wurde abgelöst durch Canon Camera Connect.

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13 comments

  • Pascal 10.12.2013   Reply →

    Sehr schön! Bin auch total zufrieden mit meiner. Ich nutze die ISO-Bereiche noch kaum aus, weil ich es von meinem Vorgänger gewöhnt war, dass ab ISO 400 schon das Rauschen losgeht. Aber heute Abend auf dem Weihnachtsmarkt mache ich mal ein paar Testbilder mit ISO6400. Bin gespannt.

  • crosa 11.12.2013   Reply →

    Ich nutze immer noch die gute alte 5D MKI überlege aber den Umstieg auf die 6D. Wie verhält es sich denn mit der Verschlußzeitlimitierung auf 1/4000 so im Alltag ?

    • Martin 12.12.2013   Reply →

      Das ist doch sehr selten, dass man in diese Limitierung läuft. Sicher, wenn man mit einer Festbrennweite offenblendig im Sonnenschein fotografiert, stößt man da an die Grenze. Allerdings sind 1/4000s ISO100 auch nichts anderes als 1/8000s ISO200, wie es die D700 bietet. Ich empfinde das nicht als großen Nachteil und zur Not gibt es noch ISO50.

  • HeinFortuna 12.12.2013   Reply →

    Kann ich in fast allen Punkten unterstützen. Ist die beste Kammera, die ich hatte. Lediglich WLAN ist nicht das, was ich mir vorstellte. Ich bekomme es für mein Win 8 Tablett nicht hin. Aber jetzt verzichte ich halt darauf. Geht ja auch mit USB-Kabel.
    Macht mir ausserordentlich viel Spass mit ihr zu fotografieren.

  • ayreon 16.12.2013   Reply →

    Wie sieht es denn mit Auto Iso aus, läßt sich dieses nach oben hin begrenzen und wenn ja wie weit?

    • Martin 17.12.2013   Reply →

      Ja, der obere Wert für Auto Iso lässt sich beliebig festlegen, du kannst also irgendwas zwischen 200 und 102400 wählen.

  • Matthias 18.12.2013   Reply →

    Ich habe sie auch seit gut einem Jahr und möchte sie auch so schnell nicht mehr hergeben.
    Zurzeit habe ich das Canon 35mm als immerdrauf und damit ist sie wirklich ganz gut zu tragen.
    HighISO kann man im Gegensatz zu meiner Vorgänger-7D wirklich mal machen.

    Das Leerziehen des Akkus durch den GPS kann ich aber schon nachvollziehen. Problematisch ist dies aber weniger beim Fotografieren – da brauche ich auch bei längeren Touren sehr selten mal den 2.Akku, als beim Liegenlassen der Kamera.
    Konnte ich meine 7D früher wochenlang liegen lassen und dann einfach losfotografieren, ist der Akku der 6D nach 1 bis spätestens 2 Tagen leergesaugt. Ich hab aber 3 zusätzliche Akkus und mir halt angewöhnt den Akku bei jedem aus dem Schrank nehmen zu wechseln und sicherheitshalber ja eh immer einen Zweitakku mitzunehmen.

    Die WLAN-Funktionialität finde ich recht frickelig einzurichten, aber wenn sie erstmal steht, ist gut.

    Wem der AF der 6D ausreicht und wer nicht den 2. Kartenschacht braucht, für den ist die 6D eine gute Alternative zur 5DM3 …

  • Adelina 22.02.2014   Reply →

    Ich habe zur vohandenen 5D (12,8MP) eine 6D gekauf, dass aber auch nur weil ich mehr ISO brauche. Vergleiche ich aber die 5D und die 6D dann hat die 5D für mich in Sachen Grundschärfe die Nase vorn. Wie das bei einem ernsthaften Vergleich der 5DII und 5DIII mit 6D aussieht weis ich nicht. Ich habe für mich folgende Wahl getroffen, die 5D nehme ich wenn ich maximale Bildqualität bezüglich der Farben und natürlicher Schärfe will und die 6D ist meine reine highISO Kamera geworden. Da stört mich auch nicht dass sie maximal nur 1/4000 Sek kann. Ich nehme sie ja eh nur bei wenig Licht. Die 5D ist mit 1/8000 Sek. doppelt so schnell was ich bei meinen Aufnahmen auch nicht vermissen möchte. Wie schnell bin mit lichtstarken Objektiven bei ganz normalen Tageslichtverhältnissen bei 1/5000 oder 1/6400 Sek.
    Mein Fazit ist: 5D und 6D ergänzen sich perfekt.

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