Wie ich fotografiere

Nachdem ich mich nun schon 10 Jahre etwas intensiver mit der Fotografie beschäftige und auch inzwischen das Gefühl habe, einigermaßen angekommen zu sein, will ich nun mit einer kleiner Artikelserie versuchen meinen Foto-Workflow mitzuteilen.

Ja, ich fotografie mit einer DSLR und nicht mit einer handlichen Mirrorless-Kamera. Dennoch lege ich großen Wert darauf, nicht eine schwere Fotoausrüstung durch die Gegend zu schleppen. So gut wie nie nehme ich die ganze Ausrüstung im Rucksack mit. Überhaupt werdet ihr mich nur selten mit Fotorucksack und deutlich öfter mit Schultertasche sehen. Bevor ich aus dem Haus gehe, überlege ich genau welche Auswahl an Objektiven ich mitnehme. Dabei ist weniger mehr; Mut zur Lücke. Vor Ort bin ich dann nicht mit ständigen Objektivwechseln beschäftigt sondern kann mich besser auf das Motiv konzentrieren.

Meine Kamera hat in der Regel keinen Gurt und keine Handschlaufe. Beides finde ich eher störend als nützlich. Der Gurt baumelt herum und man läuft Gefahr irgendwo hängen zu bleiben. Noch schlimmer finde ich Sling-Gurte, weil man da die Kamera schlecht ablegen oder jemanden anders in die Hand geben kann.

Etwas anders verhält es sich im Gelände, in der Natur, auf Wanderungen. Dann nutze ich doch lieber einen Rucksack als eine Schultertasche und die Kamera bekommt auch den Gurt angeklipst. Manchmal muss man die Fotoausrüstung eben auf beiden Schulter transportieren können und auch die Hände frei haben. In solchen Fällen bin ich dann auch mit Stativ unterwegs, das dann am Rucksack angebracht ist. Bei den Landschaftsaufnahmen vom Stativ benutze ich gerne Liveview, die Wasserwage hilft beim Ausrichten der Kamera, Filter lassen sich in Ruhe ausrichten, und zum Auslösen benutze ich den Fernauslöser.

In der Stadt würde mir das aber nicht einfallen. Hier schätze ich es mit der Schultertasche unauffällig unterwegs zu sein und die Kamera schnell im Zugriff zu haben. Ich fotografiere meistens aus der Hand. In der Regel benutze ich die Blendenvorwahl und Iso-Automatik. So kann ich die Blende bestimmen und die Kamera kümmert sich um die richtige Belichtungszeit, dabei setzt sie den Iso-Wert gerade so hoch wie nötig um nicht zu verwackeln. Eine praktische Sache. Apropos Blende, oft nutze ich die Objektive offenblendig, dafür sind sie ja auch da. Mit einem f/2.8-Objektiv fotografiere ich also auch bei f/2.8 und nicht leicht abgeblendet, weil dann etwas die Abbildungsqualität besser wäre. Ich möchte ja schließlich die Freistellung und den offenblendigen Look des Objektivs haben.

Ansonsten ist Blende 8 eigentlich immer ein guter Wert (Sonne lacht oder in der Nacht usw., ich spare mir die Aufzählung), da hier jedes Objektiv gut abbildet und noch keine Beugung sich bemerkbar macht. Wenn ich viel Tiefenschärfe haben möchte, habe ich aber auch kein Problem mit f/16 oder f/22. Die Belichtungsmessung steht bei meiner 6D meistens auf mittenbetont. Mit der Matrixmessung komme ich weniger gut zurecht, sie denkt mir zu viel mit. Die mittenbetonte Messung kann ich besser nachvollziehen und dann mit der Belichtungskorrektur das gewünscht Ergebnis herbeiführen. Belichtungsreihen mache ich keine sondern mein Ziel ist ein passend belichtetes Bild, wobei ich eher die Höhen als die Tiefen im Histogramm schütze; ausgebrannte Höhen lassen sich kaum wiederherstellen.

Was mir beim Fotografieren wichtig ist, ist das Rumlaufen, verschiedene Perspektiven ausprobieren. Manchmal ist es die erste spontane Idee, manchmal ist es aber auch der Blickwinkel, den man sich Schritt für Schritt erarbeitet hat, der ein Motiv optimal im Bild wirken lässt. Man muss einfach verschiedene Perspektiven ausprobieren, wenn man etwas gut aufnehmen möchte. Eine Ausnahme davon ist die Street Photography, zumindest von der Herangehensweise. Hier macht es mehr Sinn an einer Stelle zu warten. Man sucht sich eine Stelle, die die geeignete Bühne für die Akteure der aufzunehmenden Straßenszene darstellt, und wartet dann auf das Erscheinen der Akteure und drückt im richtigen Moment ab.

Überhaupt ist es wesentlich sich beim Fotografieren Zeit zu lassen. Es gibt dieses schöne Zitat, dass Fotografieren Zeit brauche, sonst sei es Knipsen. Da ist was dran. Ganz besonders gilt das bei der People Photography, wo zwischen Fotograf und Modell erst eine Beziehung erarbeitet werden muss. Aber auch sonst beim Fotografieren ist es zutreffend. Mit einer gewissen Ruhe und Offenheit sollte man sich einem Motiv nähern. Geschichten zu erzählen ist dabei auch wichtig, das fotografische Element der Serie ist hier ein wesentliches Merkmal. Einfach gesagt, ich mache ein paar Urlaubsfotos; dann gehe ich zuerst mit einem Weitwinkel an die Sache ran, versuche eine Übersichtsaufnahme zu zeigen, dem Betrachter ein Gefühl vom Ort zu gehen. Danach fotografiere ist mit Tele und versuche interessante Details herauszustellen. Zusammen macht das so eine interessante Serie und erzählt eine Geschichte.

Zum Schluss noch ein Tipp für die Landschaftsfotografie: das Licht macht das Bild! Gut, das gilt eigentlich für alle Arten der Fotografie. Aber nicht umsonst gibt es den Spruch, dass der Fotograf zwischen zwölf und drei frei hat. Denn da knallt die Sonne von oben herab. Der frühe Morgen und die Abenddämmerung, das ist die magische Zeit zum Fotografieren, hier entstehen die schönen Fotos. Es lohnt sich durchaus im Urlaub mal früh aufzustehen und vor dem Frühstück ein paar Bilder zu machen – oder später zum Abendessen zu gehen und goldene Stunde und blaue Stunde auszunutzen. In diesem Sinne, immer gut Licht!

Nächsten Sonntag geht’s dann um das Aussortieren der Fotos.

29.03.2015

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