Tipps zum Fotografieren auf Reisen

Es ist Sommer und damit Reisezeit. Mir macht das Fotografieren auf Reisen sehr viel Spaß und ich will mal versuchen aus meinen Erfahrungen ein paar praktische Tipps zum Fotografieren auf Reisen zu geben.

Welche Ausrüstung?

Am Anfang steht die große Frage: Was nehme ich mit? Am besten alles, lautet oft die Antwort. Aber davon kann ich nur abraten. Denn die Fotoausrüstung muss auch getragen werden, je nach Unterbringung und Art der Reise (z.B. bei einer Rundreise) wirst du deine Fotoausrüstung ständig bei dir haben. Eine große Fotoausrüstung kann ganz schön ein Klotz am Bein sein und für Frust im Urlaub sorgen. Andererseits macht es aber auch wenig Sinn, die gute Kamera und die teuren Objektive zuhause zu lassen und nur mit der Kompaktkamera zu fotografieren. Schließlich will man ja schöne Bilder machen. Es gilt also, einen geeigneten Kompromiss zu finden. Für eine Städtetour reicht vielleicht ein Standardzoom und ein Weitwinkel. Will ich am Meer Langzeitbelichtung machen, muss das Stativ mit. Will ich in Afrika Wildlife fotografieren, macht es Sinn das große Tele einzupacken. Mache dir Gedanken, was du Fotografieren willst und was dafür die geeignete Ausrüstung ist. Überlege dir bei jedem Teil, ob du es wirklich brauchst und auch schleppen willst. Ach ja – und vergiss natürlich Speicherkarten, Akkus und Ladegeräte nicht.

Rucksack oder Fototasche?

Das ist auch eine wichtige Frage. Ich mag eine Schultertasche recht gerne, aber das funktioniert nur bis zu einem gewissen Gewicht der Ausrüstung. Sobald bei den Fotosachen ein größeres Tele oder ein Stativ dabei sind, lässt sich das auf einer Schulter nicht mehr vernünftig tragen. Dann ist ein Rucksack besser. Aber ein Fotorucksack hat auch Nachteile: er ist groß und sperrig und ein Objektivwechsel ist ziemlich umständlich. Ich finde nichts schlimmer, als einen schwer beladenden Fotografen, der in der U-Bahn / in einem engen Souvenirgeschäft / in einem Tuk-Tuk oder sonstwo mit einem großen Fotorucksack hantiert, womöglich noch jemanden mit dem außen angebrachten Stativ erschlägt. Grundsätzlich würde ich also eine Tasche bevorzugen, zumal die auch unauffälliger ist. Nur wenn man viel in der Landschaft, in der Natur unterwegs ist und die Ausrüstung mehrere Stunden trägt, dann würde ich eher einen Rucksack mitnehmen.

Immer bereit?

Die beste Kamera nützt nichts, wenn sie im entscheidenden Moment in der Tasche ist. Eine tolle Aussicht beim Landeanflug, du hast einen Fensterplatz im Flieger, aber die Kamera ist im Handgepäckfach? Eine Dinnershow mit Tanzeinlage beim Abendessen, aber die Kamera ist im Hotelzimmer? Dann gibt’s kein Foto, schade. Es macht also durchaus Sinn, die Kamera im Zugriff zu haben. Andererseits will man aber auch nicht ständig mit einer dicken DSLR durch die Gegend rennen, das nervt doch entweder einen selbst oder auch Mitreisende ziemlich. Beispielsweise im Restaurant finde ich eine DSLR mit großen Objektiv auf dem Tisch störend. Hier kann es helfen, nur eine kleine Festbrennweite auf die Kamera zu machen – oder man nimmt für sowas eine kleine Zweitkamera mit.

Leute ansprechen?

Manchmal will man ja nicht nur Stadt und Landschaft fotografieren, sondern auch die Leute. Wie fotografiert man also fremde Leute? Auf jeden Fall mit Höflichkeit und Respekt und unter Berücksichtigung der Bräuche und Sitten. Ich bin kein Freund davon, Leute unbemerkt aus der Ferne mit dem Tele zu fotografieren. Wenn ich jemanden fotografieren will, dann sollte ich ihn auch ansprechen. Dafür muss ich nicht unbedingt die Sprache beherrschen. Eine freundliche offene Geste kann da durchaus schon ausreichen. Aber es ist grundsätzlich schon zu empfehlen, wenn man in einem fremden Land unterwegs, zumindest ein paar Wörter der Sprache zu lernen. Sowas wie ja/nein/bitte/danke/guten Tag/auf Wiedersehen ist wirklich von Vorteil und es wird auch oft von den Leuten Wert geschätzt. Ich spreche eigentlich kein Spanisch, aber auf meiner Kuba-Reise habe ich extra den Satz “Entschuldigung mein Herr, darf ich ein Foto von Ihnen machen” gelernt und benutzt. Ein paar Leute haben nein gesagt oder den Kopf geschüttelt, aber die meisten haben sich freundlich ablichten lassen. Da ich die Person dann angesprochen hatte und einen kleinen Moment ihre Aufmerksamkeit hatte, hat die Person dann auch in die Kamera geschaut – was ein deutlich besseres Portrait gibt, als jemanden ‘aus dem Hinterhalt’ zu fotografieren, der dann irgendwo anders hinschaut.

Obdachlose und Straßenmusiker?

Ich fotografiere keine Obdachlose. Menschen in einer Notlage muss ich wirklich nicht noch mit der Kamera ablichten. Gleiches gilt für Betrunkene. Straßenmusiker fotografiere ich meistens auch nicht. Sie sind ja oft sozusagen Schausteller, meistens an besonders touristischen Ecken. Ich möchte aber mit meinen Bildern eher ‘das echte Leben’ zeigen und nicht unbedingt touristische Stereotypen wiedergeben. Aber manchmal passt es gut zur Stimmung und ich fotografiere dann doch einen Straßenmusiker. Dann gebe ich auch etwas Kleingeld, das gehört dazu.

Die richtige Uhrzeit?

Ein Ort kann so unterschiedlich sein, wenn man ihn zu verschiedenen Zeiten besucht. Ich war mal bei den Windmühlen von Kinderdijk. Nachmittags bin ich dort angekommen und war ziemlich geschockt, wie überlaufen der Ort von Touristen war. Mehrere Busladungen mit Touristengruppen waren unterwegs, die sich durch die Anlage wälzten. Ich bin dann erstmal in einem Cafe eingekehrt. Später stand die Sonne etwas tiefer, es war noch etwas Zeit bis zum Sonnenuntergang und eine tolle Lichtstimmung, und die letzten Touristenbusse fuhren gerade weg. Nun war der Ort recht verlassen, nur vereinzelte Einheimische waren noch unterwegs, es herrschte eine ganz andere Stimmung – und dazu eben das Licht der Goldenen Stunde. Zwar kann man nicht immer so planen, dass das passt, aber es ist schon etwas dran an dem Spruch ‘Zwischen zwölf und drei hat der Fotograf frei’. Manchmal macht es durchaus Sinn, den Tagesablauf etwas zu verschieben oder auch mal vor dem Frühstück ein paar Fotos zu machen.

Neue Ausrüstung?

Vor dem Urlaub noch schnell die neue Kamera oder das neue Objektiv kaufen? Das ist keine gute Idee, außer man will den Urlaub damit verbringen, die Bedienung der neuen Kamera zu studieren (statt zu fotografieren), oder nach dem Urlaub rausfinden, dass das Objektiv dejustiert war und alle Bilder unscharf sind. Spätestens einen Monat vor der Reise sollte man seine Ausrüstung zusammen haben und sich mit der Bedienung und mit dem Umgang mit Kamera und Objektiv vertraut machen. Das gilt genauso für irgendwelche Filter oder ähnliches. Schließlich möchtest du nicht erst vor Ort feststellen, dass der Filteradapter doch nicht passt und einen anderen Durchmesser hat. Also besser alles vorher zumindest mal ausprobieren.

Teure Ausrüstung?

Für eine Fotoausrüstung mit einer Kamera und einigen guten Objektiven kann schnell ein Wert von einigen tausend Euro zusammenkommen. Eventuell macht es Sinn, über eine Fotoversicherung nachzudenken. Das kommt ganz darauf an, wie wichtig der Wert der Ausrüstung für einen ist und auch wie und wo man sich herumtreibt. Die Beiträge sind nicht niedrig und es kann auch sein, dass man ohne so eine Spezialversicherung besser fährt. Einige Risiken können auch durch die Hausratversicherung abgedeckt sein, auch außerhalb der Wohnung. Grundsätzlich sollte man sich des Umgangs mit den Fotosachen bewusst sein. Eine unauffällige Umhängetasche kann besser sein als ein Fototasche mit großen Markenaufdruck. Und man sollte einfach auf seine Sachen aufpassen, wie man das sonst auch macht. Ein Hotelzimmer ist nicht unbedingt ein sicherer Ort, zumindest muss man manche Sachen ja nicht offen sichtbar rumliegen lassen. Auf Flugreisen sollte man sich überlegen, was man im Koffer aufgibt. Ich bin der Meinung, die Fotoausrüstung gehört ins Handgepäck, das Stativ in den Koffer.

Fotourlaub oder Urlaub mit Fotos?

Das Wichtigste auf Reisen ist es aber ein Gleichgewicht zwischen Fotos und Urlaub zu finden. Wenn man von morgens bis abends mit der Kamera im Anschlag auf Bilderjagd ist, lässt sich das schlecht mit einem entspannten Urlaub kombinieren. Andererseits sollte man keine allzu hohen Erwartungen an die Urlaubsbilder haben, wenn man den ganzen Tag im Liegestuhl verbringt. Finde den richtigen Kompromiss für dich! Stimme deine Erwartungshaltung vor dem Urlaub mit Mitreisenden ab! Und vergiss nicht: es ist Urlaub, also leg auch mal die Kamera zur Seite und genieße den Moment! 🙂

Verlosung

Die Verlosung von letzter Woche hat nun einen Gewinner. Das Los ist auf Nummer 4 gefallen. Herzlichen Glückwunsch an Lars und viel Spaß mit dem Fotoparadies Gutschein!

12.07.2015

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2 comments

  • Stefano 17.07.2015   Reply →

    Hallo Martin,
    aufgrund des Titels bin ich auf deinen Blogeintrag aufmerksam geworden 😉
    Das ist eine tolle Zusammenstellung und Übersicht für das Fotografieren auf Reisen. Das Einzige bei dem ich dir widersprechen möchte ist, dass man deiner Meinung nach ohne Spezialversicherung (Fotogeräteversicherung) teilweise besser fährt.
    Sobald die eigene Fotoausrüstung einen bestimmten Wert erreicht hat rate ich dringend zu einer Foto-Geräteversicherung. Zum einen ist die gar nicht so teuer und zum anderen deckt sie Schäden, Summen und Verlustarten ab, die von der Hausratversicherung schon lange nicht mehr gedeckt werden. Auch dürfte von Interesse sein, dass die Foto-Geräteversicherung den Wiederbeschaffungswert und nicht den Restwert einer Ausrüstung erstattet.
    Viele Grüße
    Stefano

    ps. Ich verkaufe keine Versicherungen, aber ich fand es wichtig etwas genauer auf diesen Punkt einzugehen.

    • Martin 03.08.2015   Reply →

      Hallo Stefano, danke für deinen Kommentar. Tatsächlich habe ich selbst eine Fotoversicherung. Ich wollte im Artikel nur klarmachen, dass sowas nicht in jedem Fall sinnvoll ist. Die Beiträge sind teils recht hoch. Grundsätzlich stimme ich dir aber zu.
      Viele Grüße, Martin

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