Erfahrungsbericht Canon EF 11-24mm f/4 L USM

Heute gibt es einen Gastbeitrag hier im Blog. Ich konnte Arnd Tüffers dafür gewinnen, seine Erfahrungen mit der Weitwinkellinse schlechthin, dem Canon 11-24L, aufzuschreiben. Hier ist sein Erfahrungsbericht.

Mit dem EF 11-24 f4L USM stellte Canon Anfang 2015 das bislang ‘weiteste’ je gebaute Ultraweitwinkelzoom für Vollformat-Spiegelreflexkameras vor. Als bekennender (Ultra-)Weitwinkelfan — bisher nannte ich bereits das Sigma 12-24 f4.5-5.6 HSM, das Canon 14mm f2.8L II, und das Canon 16-35 f2.8L II mein eigen und verwende, wenn ich mit ‘leichtem’ Gepäck unterwegs bin, nach wie vor gerne das hervorragende Canon 16-35 f4L IS USM — stellte sich mir bei der Ankündigung dieses Objektivs ein Leuchten in den Augen ein, das bei Bekanntgabe von Preis (knapp 3000€) und Gewicht (knapp 1,2kg) aber zunächst wieder einen deutlichen Dämpfer erhielt. Bei einem ‘Schnäppchen’-Angebot konnte ich dann 4 Monate später doch nicht widerstehen und das ‘Monster’ Anfang Juni 2015 erstmals auf meine 5D Mark III schrauben.

Das Objektiv spielt haptisch und von der Verarbeitungsqualität in der obersten Liga — bis auf die etwas wackelige Kunststoff-Schutzkappe, die das massive gewölbte Frontelement schützt. Durch das riesige Frontelement wirkt das Objektiv massig, ist aber tatsächlich nicht wesentlich größer als das Nikon 14-24 f2.8. Das Gewicht fällt an einer etwas größeren und schwereren Kamera wie der 5D Mark III nicht so sehr auf. Mit 1180g gegenüber den 950g der Kamera ist die Kombi gut ausbalanciert und (noch) einigermaßen handlich.

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Filtergewinde und/oder -schublade sind nicht vorhanden. Es gibt jedoch von Lucroit mit dem ‘165mm Pro L’ einen passenden (und teuren!) Filterhalter, der die Verwendung von 165mm Steckfiltern ermöglicht.

Vom Sigma 12-24 war ich 12mm gewohnt, so dass mich die Wucht des Blickwinkels von 126° bei 11mm nicht ganz unvorbereitet traf. Zusammen mit der im Vergleich zum Sigma um Welten besseren Bildqualität – insbesondere in den Ecken bei größeren Blenden – eröffnen sich hier aber großartige Perspektiven, wie die sich in der Glasscheibe des Schiffes spiegelnde Landschaft.

Bild 1

Der Blickwinkel am kurzen Ende bei 11-13 mm ermöglicht ‘1-Bild-Panoramen’ durch Positionierung des Horizonts in die Bildmitte und entsprechenden Beschnitt.

Bild 2

Bei Gebäude- und Stadtansichten kann man hier sogar das Tilt-Shift-Objektiv ersetzen!

Bild 3a

und das gleiche Bild beschnitten

Bild 3b

Natürlich ist das nicht uneingeschränkt praktizierbar, in manchen Fällen fällt die unvermeidliche Verzerrung an den Rändern bei kritischen Motiven auf. Hier wäre dann eher ein aus mehreren Einzelbildern zusammengesetztes Panorama die erste Wahl.

Bild 4

Am meisten Spaß macht mir dieses Objektiv beim Spiel mit stürzenden Linien und Fluchtlinien.

Bild 5

‘Schwindel erregende’ Perspektiven sind bei moderner Architektur möglich.

Bild 6

Bild 7

Bild 8

Aber auch beim Blick auf einen Frühlingswald

Bild 9

auf die Takelage einer Brigg

Bild 10

oder altehrwürdige Bäderarchitektur

Bild 11

Das Objektiv verführt dazu, immer wieder in Richtung der ‘magischen’ 11mm zu zoomen. Es macht aber auch bei den ‘längeren’ Brennweiten Spaß und eine gute Figur.

15mm:

Bild 12

18mm:

Bild 13

24mm:

Bild 14

Erstaunlich gut hat Canon die bei so einer kurzen Brennweite naturgemäß vorhandene Neigung zu Flares in den Griff bekommen. Im diesem Beispiel, direkt in die tief stehende Sonne fotografiert, zeigt sich das.

Bild 15

Hier sieht man auch, dass die 9 abgerundeten Blendenlamellen, wenn man auf Blenden kleiner 8 abblendet, hübsche Sterne um punktförmige Lichtquellen herum erzeugen.

Selbst für die Astrofotografie wäre das Objektiv (natürlich nur bedingt, vor allem wegen der dafür eigentlich zu geringen Lichtstärke) einsetzbar. Zumindest produziert es in den Ecken auch bei Offenblende ein vergleichsweise geringes Koma.

Bild 16

Fazit

Schon aufgrund des Preises und des extremen Brennweitenbereiches keine Alltagslinse. Aufgrund der ausgezeichneten optischen Leistung und der einmaligen Perspektiven, die möglich sind, werden vor allem Architekturfotografen — so sie bereit sind, tief in die Tasche zu greifen — dieses Objektiv lieben!

Links

Canon | Photozone | The Digital Picture | Ken Rockwell | Fotomagazin

Arnd Tüffers

Mehr zu Arnd Tüffers findet ihr auf seiner Webseite und in diesem Artikel zu seiner Ausstellung in Langenfeld.

15.05.2016

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